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never stop

Skandinavien

Nordkapp ? – ach nee …

07.07. – 05.08.2019

Eigentlich war es schon bei der Abfahrt klar, dass wir auch diesmal nicht bis zum Nordkapp fahren werden. Zu weit, zu „touri“, zu viel zu sehen und zu tun im großen Rest des Landes. Dass wir es aber auch nicht bis zu den Lofoten schaffen werden, das war so nicht geplant…

Wir verlassen unser Schicksalsplätzchen auf dem Gaujarfjell und fahren auf einen uns bereits von der letzten Tour 2016 bekannten Camping am Oldevatnsee. Der Platz ist noch genauso herrlich wie wir ihn in Erinnerung haben und so werden aus einer Nacht doch zwei. Der Platzbetreiber sollte also Recht behalten, als er uns beim Checkin erzählt, dass wir jederzeit gerne länger bleiben können und auch werden. Die von ihm empfohlene Wanderung zum Brenndalsbreen, einer nur sehr wenig besuchten Gletscherzunge, nehmen wir am nächsten Tag in Angriff. Und auch hier hat er Recht – wir sind fast alleine am Gletscher und nach einem etwas abenteuerlichen Hinweg durch Dickicht und Morast und einer unerwarteten Kletterei über die Endmoränen können wir ihn fast greifen. Aber wirklich nur fast – die letzten Meter können wir aufgrund des hohen Wasserstandes des Gletscherabflusses nicht erreichen. Den Abend lassen wir mit einem Lagerfeuer am Seeufer ausklingen und Peter wird um Mitternacht noch von einer Familie aus den Vereinigten Arabischen Emiraten mit selbst gekochter Fischsuppe und Lachs verwöhnt, während Michaela schon tief schlummert.

Von unserem Zwischenstopp am Geirangerfjord sind wir diesmal sehr enttäuscht. Zwar war die Gegend bereits vor 3 Jahren von Kreuzfahrttouristen bevölkert, aber mittlerweile ist der Fjord zu einer Art Disneyland verkommen. Wir haben zwar Glück und bekommen noch einen ruhigen Platz auf dem ausgebuchten Camping, müssen uns aber beim Paddeln in Acht nehmen, nicht von den zahlreichen Ausflugs- und Speedbooten überfahren zu werden. Kommt dann auch noch die Fähre und die Hurtigrute angefahren, wird es ganz schön eng und der folgende Wellengang bringt Michaelas Magen doch ganz schön durcheinander.

Ein „Must“ liegt dann am nächsten Tag auf unserer Route – der Trollstigen. Dieser selbst hat bei uns keinen bleibenden Eindruck hinterlassen, da war manch unbekannte Serpentinenstraße deutlich atemberaubender. Aber das Tal auf dem Weg dorthin ist wirklich spektakulär. Die schmale Straße läuft entlang eines hellblau strahlenden Flusses während sich die dunklen Gipfel rechts und links in die Höhe ziehen. Die Nacht verbringen wir dagegen mehr als unspektakulär auf einem Parkplatz am Bahnhof in Andalsnes. Freistehen ist nicht immer so romantisch, wie es die sozialen Medien zu vermitteln versuchen. Wir entscheiden uns für eine Wanderung zur sog. Trollkirche. Einem System aus Höhlen mit unterirdischen Gewässern und Wasserfällen. Zwar sind wir auch hier nicht alleine, können aber die Gelegenheit so abpassen dass wir die Höhlen kurze Zeit für uns haben.

Pünktlich zu unserer Fahrt über die Atlantikstraße kippt leider das Wetter. Waren wir in den letzten Tagen von Sonnenschein bei fast 20 Grad verwöhnt, so ist es nun grau, diesig und es regnet auch immer wieder. Nicht die besten Voraussetzungen für eine Panoramaroute. So lässt uns die Straße auch leider ziemlich kalt. Einen Lichtblick gibt es noch am Abend. Wir landen auf einem Parkplatz an einem kleinen Hafen – von dort führt ein kleiner Spaziergang zu vermutlich tausenden Jahre alten Felszeichnungen. Diese sind sehr gut erkennbar und irgendwie beeindruckend.

Über unser besonderes Erlebnis bei Trondheim haben wir schon berichtet (Link). Am nächsten Morgen nehmen wir uns noch Zeit und spazieren durch das schöne Städtchen mit immerhin 180tausend Einwohnern. Der Marktplatz wird gerade neu gestaltet und wird wieder eine Fußbodenheizung bekommen – die spinnen die Wikinger ?

Durch die Buchung der Schiffspassage unseres Dicken nach Kanada Ende August wird Trondheim zu unserem Nordkapp, d.h. zu unserem nördlichsten Punkt auf dieser Reise. Schweren Herzens entscheiden wir uns auch gegen eine Weiterfahrt zu den Lofoten. Die Zeit dafür wird uns zu knapp und die erforderliche Fahrerei zu viel. Daher geht es ab jetzt nur noch nach Süden.

Warum wir uns die Wanderung auf den Snohetta antun, können wir im Nachhinein gar nicht mehr sagen. Wahrscheinlich um uns auch mal wieder richtig zu quälen. Auf jeden Fall ist der Auf- und auch der Abstieg auf den verf??☠? Geröllhäufen überhaupt kein Vergnügen. 700 steile Höhenmeter über verblocktes Gelände, dazu ein eisiger Wind, nicht gerade das, was wir unter einer schönen Wanderung verstehen. Der Ausblick auf dem Gipfel, bei Windstille auf der wetterabgewandten Seite, entschädigt aber wieder mal für alle Strapazen. Zudem gibt es zur Stärkung das übrig gebliebene Boeuff Stroganoff von gestern, eingewickelt in einem Wrap – erstaunlich lecker oder doch nur „der Hunger treibts rein“? Zwar nur aus der Ferne, aber immerhin, sehen wir auch ein paar wilde Moschusochsen, einzigartig und nur hier im Nationalpark Dovrefjell.

Die nächsten Tage verbringen wir im Nationalpark Jotunheimen. Zunächst verweilen wir auf einem sehr schönen Freistehplätzchen im Wald beim Ridderspranget, dem Rittersprung. Hier hat sich der Fluss Sjoa eine Schlucht in den Fels gegraben und der Sage nach konnte hier ein Ritter mit seiner Liebsten vor ihrem verhassten Verlobten fliehen. Wir finden jede Menge Elchspuren, also Elchkacke – der dazugehörige Elch lässt sich aber leider nicht blicken. Vermutlich lacht er, während er uns buchstäblich vor die Karre scheißt und anschließend gemütlich im Wald verschwindet. Die Wanderung über den Grat des Knutshoe wird ein Highlight werden. Die Tour enthält zwei schönen Kletterstellen und bietet tolle Ausblicke auf den See Gjende und den bekannten Beseggengrat und so stören nicht einmal die kühlen Temperaturen und die starke Bewölkung. Das Wetter hält tapfer durch und erst als wir nach 5 Stunden wieder beim Dicken sind, beginnt es zu regnen.

Die Fahrt über die Panoramastraße Sognefjell lässt uns über den vielen Schnee stauen, der um diese Jahreszeit immer noch auf den Bergen liegt. Der Sommer ist bis dato noch nicht in Norwegen angekommen. Das wird sich aber in den nächsten Tagen ändern und so verbringen wir eine sehr heiße Woche im Gletschergebiet des Jostedalen Nationalparks. Eigentlich wollten wir nur zwei Tage in diesem Tal bleiben. Das Gebiet ist aber so herrlich und vielfältig, dass wir mal wieder kleben bleiben. Gesellschaft leisten uns dabei Petra und Noldy aus der Schweiz. Wir verbringen sehr nette Stunden miteinander und erfahren viel über die Schweizer Berge und Hüttenkultur. Besonders praktisch ist für uns, dass die Beiden für uns „vorwandern“ – wir bekommen also die Tourenbeschreibungen aus erster Hand und brauchen nur ihren Spuren folgen mit der Gewissheit, an tollen Zielen zu landen. So zum Beispiel auch an der Gletscherzunge Toftebreen – der erste Gletscher zum Anfassen und das auch noch ohne Mitwanderer. Beeindruckend und erschreckend zugleich ist, dass wir dem Eis quasi beim Schmelzen zuschauen können. Es tropft überall und die Menge der Tropfen strömt im Fluss direkt an unserem Campingplatz vorbei. Der Wasserstand ist bedingt durch die Temperaturen von über 30 Grad höher als normal und der Wetterdienst spricht eine Warnung vor möglichen Überflutungen aus. Trotz und alledem sorgt der ca. 3 Grad kalte Fluss für die nötige Abkühlung und so können wir das Lagerfeuer am Ufer tatsächlich auch zum Aufwärmen nutzen. Das dafür notwendige Holz schleppen wir mit unseren Rucksäcken aus den nahe gelegenen Wäldern herbei.

Ende Juli ist das Ende unserer Norwegenreise leider erreicht. Wir teilen uns die Rückfahrt zur Fähre nach Trelleborg in Schweden auf mehrere Etappen auf und verbringen auch noch 3 Nächte auf einem vollen Campingplatz auf der Insel Resö an Schwedens Westküste. Aber lieber ein voller Campingplatz als gar kein Platz – beim Freistehen sind die Schweden in diesem Teil des Landes eher unentspannt und so machen wir das Beste draus und paddeln ein wenig durch die Schären, grillen, verbacken und verkochen unsere letzten Vorräte, trinken die letzten Biere und organisieren fleißig einige der  verbliebenen tausend Dinge für die bevorstehende Reise über den großen Teich.

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