Happy together!
01.11. – 31.12.2023
Wieder vereint zieht es uns zurück nach Utah – unser erstes Ziel ist die Gooseberry Mesa, eine Hochebene mit fantastischem Blick auf den Zion Nationalpark. Und wenn wir schon so nett draufschauen können, bewerben uns für ein Permit für den Hike zur „Subway“, eine einzigartig geformte Schlucht, die nur von einer kleinen Anzahl an Personen täglich bewandert werden darf. Und tatsächlich, wir haben auf Anhieb Glück und dürfen uns zwei Tage später auf den Weg machen. Da wir früh starten und auch noch ziemlich flott unterwegs sind können wir die unbeschreibliche Kulisse für uns alleine genießen.
Ein paar Tage später wartet schon das nächste Highlight auf uns: die Wanderung im Water Canyon. Auch dieser Hike schafft es spontan in unsere Top 10. Die Routenfindung und die Kletterei über die Felsen machen uns großen Spaß. Als wir schließlich oben aus der Schlucht „ausgespuckt“ werden machen wir eine lange Pause und bestaunen die roten Felsen, die hübsch drapiert und gefaltet einen tollen Kontrast zu grünem Wacholder und Kiefern bilden. Einen weiteren Farbtupfer liefern die in gelbes Herbstlaub gekleideten Laubbäume.
Weiter geht es entlang der Hose Rock Valley Road, einer übelst ausgewaschenen Sandpiste an der ein schöner Campground liegt und der Trailhead zur Buckskin Gulch, der angeblich längste und tiefste Slotcanyon der Welt. 13 Dollar kostet hier der Eintritt, aber die Permits sind zumindest nicht limitiert. Typisch amerikanisch gehen fast alle unserer Mitwanderer nicht über den Wire Pass hinaus, sodass wir die engen Felswände quasi alleine auf uns zukommen sehen.
Die Cottonwood Canyon Road ist für die nächsten Tage unsere Heimat – eine bei Regen unpassierbare Schotterstraße, die aber sogar auf den offiziellen Straßenkarten Utahs verzeichnet ist. Sie wird relativ gut gepflegt, es gibt allerdings ein paar recht steile Auf- und Abfahrten und enge Serpentinen. Da uns die Sonne vom blauen Himmel entgegenstrahlt ist die Strecke fahrtechnisch keine Herausforderung, aber wunderschön. Hinter jeder Ecke ändert sich die Szenerie, wir machen ein paar kleine Wanderungen zu außergewöhnlichen Felsformationen, auch ein kleinerer Slotcanyon wird erkundet. Beim Grosvenor Arch setzen wir unseren Umkehrpunkt. Denn leider kommt der Winter mit großen Schritten, es zieht uns also weiter in den Süden.
Am Lake Powell waren wir tatsächlich noch nie, wir werfen einen Blick ins zwar veraltete, aber dennoch informative Visitorcenter des Glen Canyon Dam und freuen uns, dass der Lone Rock, seit mehreren Jahren auf dem Trockenen, wieder von Wasser umspült ist. Wie in allen Stauseen in den USA ist auch der Wasserstand hier erschreckend niedrig, Besserung nicht in Sicht, dafür ist der Wasserverbrauch der Amerikaner viel zu hoch.
Unseren Übernachtungsplatz finden wir nach Überquerung der Old Navajo Bridge direkt am Rim des Marble Canyon. Wir sind wohl etwas zu früh, die kalifornischen Kondore chillen unter der Brücke anstatt sich für uns in die Lüfte zu erheben. Das tun sie wohl nur beim zum Sonnenuntergang herrschenden Aufwind.
Wir bleiben in der Gegend und ziehen um auf den Campground bei Lee´s Ferry. Hier haben die ersten Siedler und später eifrige Minenbesitzer den Colorado River gequert. Wir nutzen den tollen Trail auf der ehemaligen „Fahrstraße“, die in beeindruckenden Serpentinen direkt in die 600 Meter hohe Canyonwand geschlagen wurde. Wie hier jemals Fuhrwerke von Mulis hochgezerrt wurden, wird uns wahrscheinlich für immer ein Rätsel bleiben.
Da der Wetterbericht noch ein paar warme Tage (und Nächte) vorhersagt, nutzen wir die Gelegenheit und reservieren eine Campsite im Grand Canyon Nationalpark. Wir haben da seit Jahren noch etwas auf unserer Must-do-Liste, nämlich DEN Hike in DEN Canyon überhaupt. So schnüren wir kurz darauf unsere Wanderstiefel und lassen uns mit dem Shuttlebus vom Campingplatz zum Trailhead des South Kaibab Trail bringen. Von dort aus steigen wir gute 1000 Höhenmeter tief in den Canyon hinunter. Nach etwa 2 Stunden und wirklich fantastischen Ausblicken, kommen wir an unserem Abzweig auf den Tonto Trail. Bis zum Colorado River abzusteigen verkneifen wir uns, das wären zum einen nochmal 700 Höhenmeter mehr und um den letzten Shuttle zu erwischen könnten wir keine Runde drehen, sondern müssten den gleichen Weg wieder hoch. Die Tage sind leider im November schon zu kurz für das Kompletterlebnis – und wir vielleicht auch zu faul. Aber wir bereuen unsere Entscheidung nicht, der Tonto Trail ist großartig und auf den 7 Kilometern der Querung ist außer uns niemand unterwegs. Nur der Grand Canyon und wir – ein tolles Gefühl. Der Tonto mündet auf den Bright Angel Trail, unserem Weg nach oben. Die Route aufwärts ist sehr gefällig, wir kommen sehr gut voran und stehen so nach 7 Stunden, 21 Kilometern und 1200 Höhenmeter wieder an der Kante. Der Shuttle bringt uns zurück zum Dicken und das Belohnungsbier am Lagerfeuer schmeckt einfach hervorragend!
Sedona, aufmerksame Leser unseres Blogs werden es wissen, ist für uns ein schwieriges Pflaster. Bereits zweimal waren wir hier, bereits zweimal haben wir unseren Aufenthalt vorzeitig abgebrochen. Hier ist immer unglaublich viel los und um dem Andrang Herr zu werden, ist sehr vieles sehr reglementiert. So darf man die Parkplätze der Trails nicht mit einem Wohnmobil anfahren, zu bestimmten Zeiten muss generell ein Shuttlebus genutzt werden, an dessen Haltestelle man aber ebenfalls nicht mit einem Wohnmobil parken darf. Obwohl Nationalforest darf nur noch in bestimmten Zonen gecampt werden usw usf. Wir geben dem Ganzen aber dennoch nochmal eine Chance und suchen einen Parkplatz ausserhalb der Kernzone, zu dem wir auch mit dem Dicken fahren dürfen. So laufen wir eben ein paar Kilometer mehr um über den Soldier Pass zu wandern, aber das kommt uns ja sowieso eher gelegen. Auch am nächsten Tag haben wir eine Möglichkeit gefunden legal an einer Straße zu parken um die Wanderung im Boyndon Canyon zu machen. Hier ist es allerdings wiedermal furchtbar überlaufen, es gibt ein paar von Instagrammern frequentierte Fotolocations und da müssen natürlich alle hin. Es hat uns trotzdem gefallen, Sedona ist einfach ein Augenschmaus.
Auch in Prescott waren wir schonmal, die Gegend hat sich aber in unser Herz geschlichen und so stocken wir kräftig unsere Vorräte auf und fahren auf die Thumb Butte Road. Und wir haben großes Glück, unser anvisierter Stellplatz ist tatsächlich frei und so werfen wir für eine gute Woche den Anker. In den nächsten Tagen wandern wir durch den herrlichen Pinien- und Kiefernwald, entzünden große Lagerfeuer, denn es ist mittlerweile sehr frisch geworden, basteln ein bisschen am Dicken. So haben wir nun dem neuen Grill, den Peter aus Deutschland mitgebracht hat, ein schönes Zuhause in einer unserer Aussenstauboxen gebaut und unser Bad mit neuen Ablagen aus Bambus aufgehübscht.
Über das Agua Fria Nationalmonument und den Lost Dutchman Statepark fahren wir in die Superstition Mountains bei Phoenix. Auch hier wurden wir in den vergangenen Jahren bereits mehrmals gesehen und so wählen wir einen besonders schönen Saguaro Kaktus als Treffpunkt mit Sandie und Karsten. Nach mehr als einem Jahr haben wir es mal wieder geschafft, dass unsere Wege sich kreuzen.
Eine knappe Woche verbringen wir hier, unternehmen tolle Wanderungen, darunter eine 23 Kilometer lange Runde hoch in die Berge, kochen zusammen, sitzen abends lange am Lagerfeuer und genießen die warmen Temperaturen von 25 Grad.
Und dann müssen wir an die Arbeit – wir haben neue Solarpanels bestellt, die aufs Dach montiert werden wollen. Unsere bestehende Solaranlage war bereits installiert als wir den Dicken 2015 gekauft haben und hatte bereits damals einige Jahre auf dem Buckel. So ist unsere Solarausbeute mittlerweile deutlich geschrumpft und mit Starlink als großem Stromverbraucher besteht nun Handlungsbedarf. Glücklicherweise kennen wir den perfekten Schrauberplatz: Duke´s Snowbirdnest bei Tucson. Der schöne, kleine Campground hat bereits einige Bastelaktionen von uns erlebt. Sandie & Karsten begleiten uns und so schlagen wir erneut unser Lager nebeneinander auf. 10 Tage wird an beiden LKWs gewerkelt, dazwischen unternehmen wir aber auch Ausflüge in den Saguaro Nationalpark und nach Downtown Tucson. Von einem Ranger auf dem Wasson Peak erhalten wir einen super Restaurant-Tipp und so statten wir dem Mi Nidito, einem sehr authentischen mexikanischem Lokal einen Besuch ab. Volltreffer – wir schlagen uns kräftig die Bäuche voll und rollen von dannen.
Nach 10 Tagen steht uns dann aber der Sinn nach einem Locationwechsel. Wir fahren ganze 14! Kilometer weiter in den Ironwood Forest. Dort erkunden wir einen Berg der über und über mit Petroglyphen vollgemalt ist. Bei unserer Kraxelei über die Felsen achten wir natürlich darauf die sensiblen Malereien nicht zu berühren, damit diese möglichst lange für die Nachwelt erhalten bleiben.
Unser eigentliches Ziel aber ist das Organ Pipe Nationalmonument. Wir beziehen zwei schöne Campsites und erwandern die Wüste mit den besonderen Kakteen, die es in der Fülle nur hier an der mexikanischen Grenze gibt. Unser Freund Philipp, der zusammen mit seiner Sonja auch in der Gegend campt und uns einen kurzen Besuch abstattet, ist hier einigen Tagen zuvor einem Puma begegnet. Leider haben wir kein Glück, aber im Gegensatz zu Philipps Sichtung haben wir zuvor auch kein Bighorn Sheep gesehen und es war auch nicht Sonntag, 15.45 Uhr😉. So kann es ja nicht klappen….
Wie bereits seit einigen Tagen angekündigt kommt tatsächlich eine Schlechtwetterfront auf uns zu – die Temperaturen fallen und es regnet wie verrückt. Sogar so viel, dass wir unseren für die Weihnachtsfeiertage anvisierten Platz nicht anfahren können. Der Wüstensand hat sich leider in eine Matschpampe verwandelt. Aber wie gut, dass wir einen Plan B haben, so fahren wir einfach zurück zu Duke und seiner Frau Sue – die beiden freuen sich, dass wir wieder in ihrem Vorgarten campieren. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir ihre Adresse benutzen können. Im Organ Pipe ist uns nämlich aufgefallen, dass es beim Dicken aus der Vorderachse tropft. Die Wellendichtringe haben ihre Arbeit teilweise eingestellt und sind nicht mehr dicht, da müssen wir was machen. So bestellen wir die notwendigen Ersatzteile aus Estland, Lieferung innerhalb einer Woche mit DHL Express. Warum aus Estland? Es gibt kaum deutsche Firmen die freiwillig ins Ausland versenden, wir hätten also Familie oder Freunde gebraucht, die die Teile erst entgegennehmen und dann an uns weiterschicken. Die Firma aus Estland ist da viel weiter, der Bestellprozess ist einfach und die genannten Termine sind sehr verlässlich. Dazu sparen wir die Mehrwertsteuer und der Versand ist damit praktisch kostenlos.
An den Weihnachtstagen lassen wir es uns so richtig gut gehen. Wir kochen ausgiebig und auch Glühwein und Lebkuchen können wir uns dank Aldi schmecken lassen. Das Wetter bessert sich und es wird wieder wärmer und trockener. So können wir auch nochmal eine große Runde im Nationalpark drehen bevor es dann aber ans Schrauben geht. Die neuen Wellendichtringe sind mit nur einem Tag zollbedingter Verzögerung bei uns angekommen und wollen nun natürlich auch verbaut werden.
Und da wir schonmal hier sind, bleiben wir auch für Silvester noch bei Duke&Sue und besteigen für den letzten Hike des Jahres 2023 den Panther Peak. Ein toller Abschluß der letzten 12 Monate mit tollen Freunden, was wollen wir mehr?
Eure Vorliebe für Gesteinswüsten ist nun unverkennbar.
Lenker und Achsenbruch!
Lieber Kruschpel-Peter, Steine sind einfach toll! Liebe Grüße auch an Gerlinde 🌻
Liebe Michaela, lieber Peter.
Alles Gute für das Neue Jahr.
Utah und Arizona sind einfach wunderschön.
Vielen Dank für die tolle Beschreibung dieser schönen Gegend. Die Bilder sind wieder umwerfend!!!
Liebe Grüße aus Baden-Baden und gute Zeit, bleibt vorsichtig!
Brigitte und Uli
Liebe Brigitte, lieber Uli, auch wir wünschen euch ein gutes neues Jahr mit viel Gesundheit und weiterhin so viel Entdecker- und Reisefreude! LG
Frohes Neues Jahr, allzeit gute und sicher Fahrt, viele tolle Erlebnisse und Begegnungen.
Liebe Erika, lieber Marcel, wir wünschen euch auch ein tolles neues Jahr und viele schöne Reiseerlebnisse! Vielleicht fahren wir uns ja doch nochmal über den Weg?! LG
Oh wow, ist ja alles erstaunlich schön! Na dann Happy New Year!
Happy New Year auch für Euch 🌻
Dankeschön 😃
Sind wir diesmal die Ersten?
Großartiger Bericht und so schön, dass wir einen ganzen Monat gemeinsam verlebt haben.
Tatsächlich Platz 1 ❤️