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Nordamerika / Mexico

On the beach

01.03.2024 – 31.03.2024

Nachdem wir Tucson und damit das Snowbirds Nest verlassen haben, geht es schnurstracks gen Westen. In Yuma treffen wir unsere Freunde Sonja&Philipp auf einen furchtbar süßen, aber erstaunlich leckeren Dattelshake. Hat man davon einen getrunken, ist man den Rest des Tages pappsatt und im Zuckerschock.

Und dann überqueren wir auch schon die Staatsgrenze nach Kalifornien. Dort haben wir einen ganz besonderen Hike vor. Doch schon die Anfahrt zum Trailhead ist eine kleine Herausforderung. Wir fahren erst mitten durch einen Windpark, der Dicke spielt Zug auf stillgelegten Bahngleisen und wir müssen diverse „Unebenheiten“ auf einem Feldweg ausgleichen und versuchen uns im Straßenbau. Heftige Winde schütteln uns in der Nacht zudem ziemlich durch, so dass wir morgens eher gerädert als erholt aufwachen. Dafür sind wir sehr früh on trail und es geht los zur Goat Canyon Trestle, der größten und höchsten jemals in einer Kurve aus Holz gebauten Eisenbahnbrücke. Zuerst geht es 600 Höhenmeter nach oben, bereits dort brauchen wir mehrmals alle Viere und gute Wegfindungsskills. Da es sich nicht um einen offiziellen Weg handelt, sind Markierungen rar. Der letzte Kilometer bis zur Brücke hat es dann so richtig in sich, es geht quasi senkrecht in einem ausgetrockneten Bachbett nach unten. Einschließlich mehrerer Kletteraktionen in steinernen Wasserfällen. Am Ziel angekommen sind wir überwältigt, wow – sehr beeindruckend. Bis 2008 war die Strecke in Betrieb, jetzt ist sie dem Verfall preisgegeben. Ganz legal ist unser Vorhaben nicht, laufen wir doch auf den Bahngleisen zurück zu unserem Ausgangspunkt. Das Gelände ist noch im Besitz der Eisenbahngesellschaft und verständlicherweise wollen sie nicht, dass Wanderer die teilweise sehr maroden Anlagen betreten. Es ist dann auch bei einigen unserer Schritte Vorsicht angesagt, gerade an den vielen Viadukten, deren Laufgitter nicht mehr in Topform sind. Auch müssen wir mehrere Tunnel passieren, die aber glücklicherweise nie so lange sind, als dass man komplett im Dunkeln laufen müsste. Nach 6 Kilometern verlassen wir die Gleise und nehmen einen Querweg durch herrliche Felsenlandschaft bis zur stillgelegten Dos Cabezas Mine. Von dort ist es dann nur noch ein Katzensprung zum Dicken. Nach insgesamt 21 Kilometern sind wir zurück, körperlich und geistig platt, aber das Belohnungsbier muss noch warten. Auf dem Rückweg haben wir einen windgeschützteren Platz gefunden, den haben wir uns alle für heute Nacht verdient. Also noch umparken, dabei müssen wir nochmal über die Gleise, aber als wir dann endlich das Bier köpfen sind wir sehr froh, das noch auf uns genommen zu haben. Um 9 liegen wir erschöpft, aber sehr glücklich in den Federn. Was für ein großartiger Tag.

Nach 10 Stunden windfreiem Tiefschlaf geht es am späten Vormittag wieder raus aus diesem tollen Gebiet. Hierbleiben macht leider keinen Sinn, sobald wir einen Schritt aus unserer Senke hinter einem Bahndamm machen, weht es uns fast weg. Wir fahren trotzdem nur ein kleines Stück weiter, zum Canyon sin Nombre. Hier stehen wir ebenfalls windgeschützt. Gerne wollen wir noch ein bisschen in den Canyon reinwandern, leider toben sich dort gerade irgendwelche Vollpfosten mit ihren Knarren und Gewehren aus. Und das im Statepark…Am Nachmittag ist die Bande verschwunden, übrig bleiben beschmierte Felswände, massenweise Patronenhülsen – leer und voll! Das muss die große Freiheit sein.

Im Anza Borrego State Park blühen viele Wildblumen in beeindruckender Kulisse um die Wette. Durch die vielen Niederschläge im Winter fällt die Blüte besonders üppig aus, ein tolles Schauspiel.

Lange haben wir hin und her überlegt ob wir die Fahrt entlang der Pazifikküste von San Diego bis San Francisco überhaupt machen wollen. Es war klar, dass unsere beim Reisen gewohnte und geliebte Spontanität bei dieser Route auf der Strecke bleibt. Allerdings haben wir diese besondere Gegend noch gar nicht gesehen, selbst bei unserer Hochzeitsreise 2011 haben wir die Küste links liegen gelassen. Der gesamte Küstenstreifen ist stark besiedelt und dort gibt es kaum öffentliches Land, man ist also auf die Nutzung von offiziellen Campingplätzen angewiesen, die in den meisten Fällen im Voraus gebucht werden müssen und nicht gerade günstig sind. Der Andrang ist groß, selbst in dieser Jahreszeit sind die Plätze in der Regel ausgebucht.

Aber die Lust auf den Ozean überwiegt und so machen wir uns an die konkrete Routenplanung und buchen die ersten Campgrounds. 2 Fahrtage bringen uns dann direkt rein nach Downtown San Diego und wir stürzen uns in Getümmel. Über den Balboa Park schlendern wir runter nach Little Italy, an die Waterfront und über den Businessdistrict ins Gaslampquarter. Eine sehr hübsche und aufgeräumte Stadt, sieht man von den für eine amerikanische Großstadt unvermeidlichen Schmuddelecken mal ab. Zum Start „gönnen“ wir uns dann gleich mal den mit 58 Dollar teuersten Campground auf dem wir jemals waren. Dafür stehen wir direkt am Ozean und genießen den ersten traumhaften Sonnenuntergang. Schon mal ein guter Einstieg.

 

In den nächsten Tagen lassen wir uns immer entlang der Küste nach Norden treiben. In Malibu Beach packen wir mal wieder unsere Räder aus und nutzen die perfekt ausgebauten Radwege rund um die berühmte Pier. Und in Santa Barbara gibt es sogar eine Fußgängerzone nach europäischem Vorbild und zur Abwechslung finden wir auch mal wieder einen kostenfreien Stellplatz im Nationalforest. 

Pünktlich zu meinem Geburtstag erhaschen wir eine Traumsite auf dem Jalama Beach Campground. In diesem Jahr konnte ich mir tatsächlich nichts Schöneres vorstellen als mit einem Glas Prosecco in der Hand auf den Ozean zu schauen. Mit Familie und Freunden zu telefonieren und von Peter lecker bebackt zu werden. Die Blaubeerpfannkuchen waren der Hammer. Am Abend bekomme ich noch ein besonderes Geschenk. Von der benachbarten Air Base wird eine Falcon 9 Rakete in den Himmel geschickt. Sie bringt wieder eine Ladung Starlink-Satelliten in den Orbit. Die Vibrationen und die Geräusche gehen uns durch und durch, es ist einfach ein beeindruckendes Erlebnis zu sehen und zu fühlen wie die Rakete im Nachthimmel verschwindet. Thanks, Elon!

 

Am nächsten Halt in Pismo Beach gefällt es uns besonders gut. Der Strand ist kilometerlang und sehr fest, perfekt zum Laufen und Spazierengehen. Zudem ist der Ort eher einfach geblieben und uns damit sehr sympathisch. Der Campground ist günstig, dabei sehr sauber mit tollen Duschen und großzügigen Sites. Gerne wären wir länger geblieben, aber da wir Folgeplätze gebucht haben, starten wir nach 3 Tagen etwas wehmütig den Motor und fahren nach San Luis Obispo. Wir finden einen guten Parkplatz und schlendern durch die zauberhafte Innenstadt. Da läuft ein Creek mittendurch, die Häuser wurden um den alten Baumbestand herum errichtet, es ist herrlich grün. Es gibt zahlreiche nette Restaurants und Kneipen. Unser Vorurteil, dass es in den USA keine liebenswerten Innenstädte gibt, hat uns Southern California genommen.

Im Hearst San Simeon State Park bleiben wir 3 Tage, machen wieder tolle Strandläufe und Wanderungen. Zudem besuchen wir eine Elephant Seal Kolonie, die sich in den 1990ern hier niedergelassen hat. Es sind sogar noch einige Männchen hier, die sich einen beeindruckenden Showkampf liefern.

Seit einigen Monaten ist der Highway 1 aufgrund eines großen Felssturzes nicht mehr durchgängig befahrbar, daher haben wir hier unseren Umkehrpunkt erreicht. Und wenn wir eh schon umkehren müssen um die Umfahrung zu nehmen, schmeissen wir unsere Pläne gleich komplett über den Haufen. Wir stornieren und buchen unsere Campingplätze um, wir wollen nochmal zurück nach Pismo. So verbringen wir nochmal einige herrliche Tage an unserem Lieblingsstrand bevor wir die Küste erstmal verlassen.

 

Der Pinnacles Nationalpark liegt etwas abseits der üblichen Touristenroute und ist daher nicht überlaufen. Ein toller Trail führt in vielen Serpentinen hinauf zu den High Peaks, dem höchsten Punkt im Park. Dort oben kreisen große Geier und oft auch Kondore, wir kriegen nur erstere zu Gesicht, dafür sehr eindrücklich wie sie die Thermik direkt über unseren Köpfen nehmen. Über grüne Wiesen mit vielen Wildblumen wandern wir auf die Ostseite bis zu einem kleinen Creek, den wir auf dem weiteren Weg mehrmals überqueren müssen. Ein Highlight ist die Balconie Cave, eine tatsächlich rabenschwarze Höhle, in der das Wasser von allen Seiten kommt. Mit nassen Füßen, aber bestens gelaunt krabbeln wir auf der anderen Seite wieder ans Licht. Am Abend können wir Aufkleber Nummer 36 an unsere Haustüre kleben (einer für jeden Nationalpark, den wir in den letzten Jahren besucht haben).

 

In Carmel-by-the Sea finden wir etwas ausserhalb einen Parkplatz und fahren mit dem Bus Downtown. Was für ein schönes Städtchen, stinkt aber furchtbar nach Geld. Wir werfen einen Blick auf einige Speisekarten und müssen schon fast schallend lachen. Onion Rings für schlappe 24 Dollar – im Frittierfett müssen Goldpartikel schwimmen. Die Ocean Avenue bringt uns runter zum Strand, wohl einer der schönsten der USA. Eine Besonderheit gibt es in diesen Tagen in der Brandung. Abertausende „wohin der Wind sie weht“-Quallen wurden angespült. Ein Naturphänomen, das wohl auftritt, wenn die See besonders warm ist. Das gibt es dann wohl in den nächsten Jahren öfter zu „bestaunen“.

Über Monterey fahren wir zu unserem nächsten Campingplatz, der hat zwar schon bessere Zeiten gesehen, liegt aber wieder direkt an einem tollen Strand. Beeindruckend sind die Häuser in ehemals 1A-Lage, heute eher nichts mehr wert, seit die Stürme im letzten Jahr teilweise die Fundamente angeknabbert haben. Mit unseren Klappgeschossen radeln wir nach Santa Cruz, dem Inbegriff von Surfing & Easy Living. Wir werden nicht enttäuscht, es ist wirklich sehr schön hier. Es macht Spaß durch den Vergnügungspark auf dem Boardwalk zu flanieren, durch Springbreak ist viel los und die Stimmung super. Die Surfer am Lighthouse Point haben heute leider nicht so gute Bedingungen, die Show ist daher nicht sooo gut. Sehr süß finden wir die Seaotter, die zwischen den Surfern durchflitzen und ihnen zeigen wie das richtig geht.

Auf dem Rückweg halten wir noch in Capitola auf ein Bier in der Sandbar. Herrliche Aussichten bei bestem Wetter. Leider rollt ab morgen ein Sturmtief heran und es ist wohl für uns vorbei mit Beachlife. Southern California hat uns wahnsinnig gut gefallen, ein echtes Highlight für uns in den USA. Die Übernachtungssituation konnten wir gut lösen und mit ein bisschen Gucken bei Sprit und Lebensmitteln (Aldi sei Dank) hielten sich die befürchteten Kosten sehr in Grenzen.

Mit der Fahrt über die Golden Gate Bridge sagen wir Tschüß zu Küste und der Himmel weint ein paar Tränchen mit uns.

 

2 Gedanken zu „On the beach

  • Ulrich Eicher

    Hallo ihr Lieben, ja der kalifornische Pazifik ist schon eine herrliche Sache. vielen Dank für die schönen Bilder
    Es erinnert uns sehr an unseren 1. USA- Urlaub im Winter 1980/81. Großartige Landschaft, traumhafte Küstenstraße und liebenswerte Städtchen; und natürlich San Francisco.
    Vielen Dsnk und gute Zeit.
    Liebe Grüße aus Baden-Baden, Uli und Brigitte

    Antwort
    • MuP_509

      Die Küste war für uns ein echtes Highlight, das haben wir so gar nicht erwartet. Das hättet ihr uns mal früher sagen sollen 😉. Liebe Grüße in die Heimat

      Antwort

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