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never stop

Nordamerika / Mexico

Winterized

01.01.- 29.02.2024

Zusammen mit Sandie&Karsten feiern wir Silvester schon zu deutscher Zeit, das ist auch gut so, liegen wir doch zu amerikanischer Zeit schon in den Federn. Herrlich entspannt.

Nach mehr als 4 Wochen gemeinsamer Reisezeit trennen sich unsere Wege zu Jahresbeginn mal wieder. Aber nicht für lange Zeit, in Wiedersehen im Herbst ist schon vereinbart. Für unsere lieben Reisefreunde geht es nun nach Mexiko, wir bleiben für diesen Winter mal wieder in den USA, wollen wir doch unser 1-Jahres Visum auch entsprechend ausnutzen.

Führte uns der letzte Hike in 2023 auf den Panther Peak, so haben wir uns für den Start ins Wanderjahr 2024 den Picacho Peak ausgesucht. Schon mehrmals sind wir an diesem State Park vorbeigefahren, diesmal ist er aber „dran“. Die Wanderung geht zu Beginn gleich knackig los, quasi senkrecht nach oben. Das letzte Drittel auf den Gipfel ist ein schöner Klettersteig, wenn auch etwas unkonventionell versichert. Nach einer schönen Jause auf dem Gipfel wählen wir für den Abstieg eine andere Route, so kommen wir auf Höhe des Campgrounds wieder raus. Dort steuern wir die Site von Jessica und Matt an. Die Beiden haben wir gestern auf einem Walmart Parkplatz kennengelernt und Matt ist so nett, uns nach einer heißen Dusche zurück zum Dicken zu bringen. Der steht nämlich noch ein paar Kilometer weiter auf dem Wanderparkplatz. So ein toller Service!

Der bevorstehende Wetterwechsel, von eher frühlingshaft zu winterlich, kündigt sich mit einem großartigen Schauspiel am Himmel an. Es sieht tatsächlich aus als stünde dieser in Flammen.

Der Wetterbericht für die kommenden Tage bleibt uneindeutig, so fällt es uns schwer eine Entscheidung zu treffen, ob wir nun nach Westen oder doch wie geplant erst nochmal nach Osten fahren. Daher steuern wir einfach in die von uns so heißgeliebten Superstition Mountains, um einfach ein paar Tage abzuwarten. Es gibt definitiv schlechtere Orte dafür. Schlußendlich verbringen wir mehr als eine Woche in dieser fantastischen Gegend und trotzen dabei allen Wetterkapriolen wie Nachtfrost (in der Wüste!), Hagelgewitter, Regen, volle Sonne, eiskalter Wind oder auch gar kein Lüftchen. Wir genießen die Zeit aber sehr, gehen jeden Tag eine mehr oder weniger große Runde (von 5 bis 16 km ist alles dabei), besteigen den Turk´s Head, sitzen am wärmenden Lagerfeuer, hören den Kojoten zu. Zudem organisieren wir unsere Reise in die Heimat Ende April und telefonieren ausgiebig mit Familie und Freunden zuhause.

 

Da das Wetter sich wieder etwas beruhigt, aber die Temperaturen kühl bleiben, ist die Entscheidung klar. Wir fahren gen Osten. Da wir uns aber von der tollen Gegend noch nicht ganz trennen können, geht es zunächst nur ein paar Kilometer weiter zum Fuß des Picketpost Mountain. Den besteigen wir auch am nächsten Tag auf einer tollen Klettertour. Ganz oben gibt es anstatt eines Gipfelkreuzes einen Briefkasten, sehr witzig, zumal auch noch lauter wichtige Dinge dort drin gelagert sind, wie eine Flasche Wasser, Handwärmer, Traubenzucker und sogar eine Handvoll Dollar. Den Picketpost kann man aber nicht nur besteigen, sondern auch umrunden. Auf der Rückseite des Bergmassivs sind wir plötzlich in einer völlig anderen Welt. Der Trail verläuft durch einen wasserführenden Canyon, es gibt knallgrünes Gras und die Vegetation hat sich komplett verändert. Wunderschön flankiert von tollen Felsformationen.

 

Mit zwei Zwischenstopps bringen wir die 400 Kilometer nach Silver City hinter uns. Dort füllen wir unsere Vorratskammer und den Kühlschrank bis zum Anschlag und dann geht es auch schon rein in die „schönste Sackgasse der Welt“. Genau, es geht nach Gila zu unseren Freunden Carla & Allen und ihren Hotsprings. Fast genau 2 Jahre ist es her, dass wir dort waren und werden auch empfangen wie lang vermisste Kinder. Es fühlt sich ein bisschen an wie heimkommen, ist das nicht schön?

In den nächsten 3 Wochen baden wir ausgiebig in den heißen Pools, gehen wandern, diesmal vor allem auf der Hochebene die zu Carla & Allens´ Grundstück gehört, kochen mit den Beiden zusammen, verbringen launige Spieleabende, gehen shoppen im „Store“ (wo wir schon erwartet werden und unser „Stoff“ – eine extrem leckere Salsa – schon extra für uns zurückgelegt wurde). Peter wird beim größten Lagerfeuer seines Lebens geräuchert (Ok, Carla und Allen verbrennen nur ihre „Garten“abfälle der letzten 18 Monate – auf einer Fläche von 200 Quadratmetern und Stämmen von einem halben Meter Durchmesser!)  und knuddeln mit dem tierischen Nachwuchs, es ist Lämmerzeit.

Der Abschied fällt uns wieder extrem schwer, Carla&Allen würden sofort ein Häuschen hier im Ort für uns suchen, zur Not auch auf ihrem Grundstück eines bauen, wir haben uns sehr lieb gewonnen.

Wir nutzen das Zeitfenster zwischen zwei Winterstürmen um wieder in Richtung Arizona aufzubrechen. Auf der Passhöhe geraten wir tatsächlich noch in den Schnee und um den Minusgraden zu entgehen, tauschen wir Pinienwald wieder in Kakteenlandschaft.

Das Fort Bowie steht auch schon länger auf unserer Liste, ein überraschend schöner Wanderweg für über das Gelände des ehemaligen Verteidigungspostens an der Postroute, die 1885 von St. Louis nach San Francisco führte. Zu verteidigen gab es die Apache Spring, weit und breit die einzige Wasserquelle und bis dahin Siedlungsgebiet der Apachen um Häuptling Cochise. Der hat leider die Rechnung ohne die „tapferen“ Siedler gemacht, Ende bekannt. Leider gibt es auch hier in dieser National Historic Site keine Auseinandersetzung mit dem Unrecht das den First Nations widerfahren ist. Die Deportation in die Reservate (bis nach Florida!) wird als alternativlos dargestellt, um den „very bad indians“ Herr zu werden. Unseren Übernachtungsplatz finden wir an den Indian Bread Rocks, den wir anfangs gegen die viel zu aufdringlichen, behörnten Rinder verteidigen müssen. History Repeating quasi. Am Abend klappt dann tatsächlich noch ein Treffen mit Birgit & Bernhard – die beiden wohnen zuhause gar nicht mal so weit weg von uns, aber treffen tut man sich in Arizona. Wir verbringen herrliche Stunden bei prasselndem Lagerfeuer und lecker Kuchen, Käsespätzle und Whiskey, bevor sich die Wege schon wieder trennen. Wo wir uns wohl wiedersehen?

Für uns geht es weiter ins Chiricahua Nationalmonument, bereits unser dritter Besuch, deswegen aber nicht weniger schön. Da die Wettervorhersage nicht prickelnd ist, packen wir uns dick ein und geben Gas. Gut bei der Hälfte der Strecke zieht sich der Himmel immer mehr zu, erste Graupelkörner fallen. Aua, na gut, dass nur noch weitere 7 Kilometer vor uns liegen. Wir schaffen es gerade noch rechtzeitig zurück zum Dicken bevor dicker Nebel zusammen mit heftigem Graupel aufzieht. Nichts wie runter vom Berg. Unser anvisierter Platz im Nationalforest ist nicht mehr erreichbar, die gravelroad ist aufgrund der Feuchtigkeit wie Schmierseife. Also entscheiden wir uns für einen größeren Pullout an der Zufahrtsstraße, bevor das Ganze in Schnee übergeht und wir uns fühlen wie im Winterwonderland.

 

Solange das Wetter noch so unbeständig winterlich ist, gibt es keinen besseren Platz um noch etwas mehr Zeit im südlichen Arizona zu verbringen als bei Sue&Duke. Also geht es zurück ins Snowbirdnest wo wir nochmal fast 3 Wochen verbringen. Da die beiden zudem einige Dinge auf ihrer To-Do-Liste haben und körperlich nicht mehr ganz so fit sind, greifen wir ihnen etwas unter die Arme. So installieren wir ein neues Bewässerungssystem für ihre zahlreichen Oleanderbüsche, dichten das Dach ihres Wohntrailers neu ab, reparieren das ein oder andere Werkzeug, feudeln den Campground mal wieder ordentlich durch und kümmern uns auch ein paar Tage um die neu eintreffenden Camper, damit die beiden in Ruhe ihre Tochter besuchen können. In Tucson erledigen wir einige Einkäufe, gehen wieder lecker mexikanisch Essen und die ein oder andere Wanderung ist auch noch drin. Am Ende entgehen wir einer Adoption nur knapp, beenden aber unseren Besuch mit der festen Zusage, auf jeden Fall bei unserer Rückkehr in die USA wieder länger bei Ihnen Wurzeln zu schlagen.  

Und dann ist endlich Frühling und wir können los nach Westen!

 

10 Gedanken zu „Winterized

  • Steffie

    Hallo Ihr Zwei,
    obwohl ich Euch regelmäßig bei Polarsteps folge und daher über Eure aktuellen Aktivitäten auf dem Laufenden bleibe, ist es trotzdem toll, noch mal hier eine Zusammenfassung in der Rückschau zu lesen. Mal wieder ein dickes Dankeschön, dass Ihr uns durch Eure Posts und ausführlichen Berichte und die schönen Bilder immer virtuell mit auf Eure Reise nehmt. Das rettet mich oft vor dem Alltags-Blues im „normalen “ Arbetsleben. 😄 Außerdem gibt es immer Anregungen und interessante Infos für „später „. 😉 Alles Gute für Eure Fahrt durch Californien. LG Steffie & Bodo 🤗

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    • MuP_509

      Liebe Steffie, lieber Bodo, wir freuen uns total dass ihr so intensiv mit uns mitreist! Wir freuen uns auch schon sehr auf eure Berichte, wenn es bei euch dann auch losgeht! Vielleicht sitzen wir dann zuhause auf der Couch und genießen das Fernweh 😉 Ganz liebe Grüße in die Heimat

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  • Servus ihr 2,

    ihr schlagt ja immer mehr Wurzeln😉.
    Was habt ihr doch für eine schöne entspannte Zeit im Südwesten! Nicht so wie die meisten von uns (womo-abenteuer), die von einem Highlight zum anderen hetzen.
    Weiter eine schöne Zeit und hoffentlich wird es noch was mit dem Super-Bloom.

    Liebe Grüße
    Micha (scanfan)

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    • MuP_509

      Hallo Micha, wir sitzen gerade über der Planung für die Fahrt an der Pazifikküste von San Diego nach San Francisco. Hierfür müssen wir tatsächlich vorbuchen, das überfordert uns gerade ziemlich 😅.
      Viele liebe Grüße von Michaela und Peter

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  • Denise Wightman

    Na, super photos wie immer! Freut mich das ihr so viele nette Menschen auf eurer Reise kennengelernt habt. Viel Spass!

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    • MuP_509

      Wir schaffen ja vielleicht auch bald wieder ein Wiedersehen?! Liebe Grüße

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  • Moin, wieder schön geschrieben und zeigt auch, dass es längere Zeit an manchen Orten nicht langweilig wird. Und sich wie adoptiert zu fühlen ist doch auch schön. Viel Spass noch.
    Gürsse Tanja und Gunnar

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    • MuP_509

      Hallo ihr Zwei, vielen lieben Dank für euren netten Kommentar. Wir sind gespannt ob wir euch irgendwann nochmal einholen, viele Grüße nach Costa Rica

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  • Dr. Ulrich Eicher

    Hallo ihr Lieben, Winter ist schön, aber Frühling ist etwas ganz besonders.
    Gute Zeit und bleibt vorsichtig!
    Liebe Grüße aus Baden-Baden
    Brigitte und Uli

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    • MuP_509

      Das stimmt absolut, es gibt nichts Schöneres als die ersten Blüten im Jahr und zu sehen wie die Natur aus dem Winterschlaf erwacht.

      Antwort

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