Seeing is Belizing
04.04. – 13.04.2023
Zusammen mit Denise & Peter machen wir uns am frühen Morgen auf den Weg zur Grenze von México nach Belize. Kurz vor dem Ausreiseposten in México ist unsere Fahrt dann aber erstmal abrupt zu Ende – wir überlegen aufgrund der vielen Verkehrskegel auf der Straße wohl ein wenig zu lange und schwupps wird die Militärpolizei auf uns aufmerksam. Ein ziemlich grimmig guckender Typ will viel von uns wissen. Woher? Wohin? Warum? Wie lange? Bei der letzten Frage verstehen wir nur „Hund?“ – das verneinen wir natürlich und entlocken ihm das erste Lächeln. Nein, er will nicht wissen, ob wir einen Hund haben, sondern ER hat einen Hund und den will er jetzt holen. Einen Drogenspürhund. Ach so. Sofort kommen Horrorgeschichten von versteckten Drogenpaketen unter den Fahrzeugen von ahnungslosen Reisenden in unseren Kopf und uns wird etwas warm… Der Hund ist schnell überzeugt, dass wir harmlos sind und so sind wir ein paar Minuten später mit ordentlich ausgestempelten Pässen aus México ausgereist. Das TIP, die temporäre Einfuhrgenehmigung für den Dicken behalten wir, wollen wir doch bald schon wieder kommen. Hasta pronto!
Bevor wir den Grenzposten von Belize erreichen müssen wir durch die Fumigation. So eine Farce – für eine nicht vorhandene Desinfektionsdusche müssen wir 150 Pesos berappen. Bekommen von den Typen, die da rumlungern aber immerhin eine hübsche Quittung – die dann aber im späteren Grenzprozedere niemand sehen will…na toll!
An der Grenze selbst bekommen wir einen Parkplatz zugewiesen und nach ein paar Schritten sind wir im klimatisierten Gebäude. Herrlich, das versüßt die Wartezeit. Nach ein paar Fragen und dem Ausfüllen einer Touristenkarte bekommen wir 30 Tage Aufenthalt in den Pass gestempelt. Auch für den Dicken bekommen wir die Einfuhrgenehmigung, auch er darf 30 Tage bleiben. Wieder draußen dürfen wir bei einer sehr unscheinbaren Dame (keine Uniform oder sonst was Offizielles) eine Straßensteuer bezahlen. Sie hat dafür einen kleinen Schreibtisch aufgebaut, wieder gibt´s dafür eine Quittung. Wieder will diese danach keiner sehen. Dann müssen wir noch zum Zoll, hier lungern mehrere Beamte und Beamtinnen im Rastafari-Style rum, die meisten tragen aber zumindest Uniform. Der Typ, der die Kabine zusammen mit Michaela inspiziert, nicht. Er stellt dafür aber viele Fragen zu Alkohol, Obst, Gemüse und Fleisch. Natüüüüüüürlich haben wir nichts dabei, bis auf die strategisch günstig platzierte Milch findet er auch nichts. Die dürfen wir netterweise behalten, es sind ja nur 2 Liter, meint der nette Mann. Zum guten Schluss schließen wir noch eine Autoversicherung ab, diese ist in Belize obligatorisch für alle Fahrzeuge und wird in den folgenden zwei Wochen sogar mehrmals kontrolliert. Na immerhin diese!
Mit Denise & Peter treffen wir uns wieder in Belize City, wir organisieren einen bewachten Parkplatz für unsere Fahrzeuge und die Fähre, denn wir wollen zusammen für 2 Nächte auf die Barfußinsel Caye Caulker. Nach ein paar ersten Bieren in Belize verbringen wir die Nacht romantisch an der Hafenmauer gleich vor dem Radisson Hotel.
Am nächsten Morgen sind wir frühzeitig an der Fähre und ergattern den für Michaela so wichtigen Platz ganz vorne. Nur dort bleibt der Horizont im Blick. Die Fähre legt ab und gibt gleich mal Vollgas. Tolle Idee, wenn das Boot 90 Grad zur Welle steht. Der Rumpf schlägt dröhnend aufs Wasser und es hebt uns aus unseren Sitzen. Ca. 15 Minuten später kommt wohl die Quittung für das Manöver, der Motor ist ausgefallen. Bereits nach einer relativ kurzen Wartezeit kommt ein Ersatzboot, als ob das schon jemand geahnt hätte, dass der Motor ein Problem hat? Wir steigen also mitten auf dem Meer um, begleitet von Delfinen, die vermutlich lachend um uns herumschwimmen. Der neue Bootsführer nimmt einen anderen Kurs und so ist die Fahrt viel angenehmer. Auf Caye Caulker angekommen fühlen wir uns so richtig karibisch. Wow, ist das ja nett hier! Das Wasser hat alle Farben von Blau, die Palmen wiegen sich im Wind und die Häuser sind alle bunt. Wir machen uns als Erstes auf die Suche nach Anbietern für Schnorchel- bzw. Tauchausflüge, bevor wir unsere erste Rumcoke schlürfen. Unsere Unterkunft ist ein hübsches Haus auf Stelzen, einfach, aber sehr sauber. Am späten Nachmittag ziehen wir nochmal los, es gibt hier eine Gruppe von Stachelrochen (seit Jahren angefüttert und daher immer zur gleichen Zeit am gleichen Strand) und sogar Seepferdchen zu bestaunen. Für den Sunset kehren wir am Split ein und suchen uns dann noch ein cubanisches Restaurant für ein spätes Abendessen. Hier treffen wir auch wieder auf Franzi & Kay und verbringen noch einen schönen Abend.
So ganz fassen kann es Michaela noch nicht, dass wir eine 5 Stunden Schnorcheltour auf einer Nußschale bei sehr windigen Bedingungen gebucht haben. Aber eine Vomisin wird´s schon richten und so sitzen wir Vier mit drei anderen Deutschen auch schon drin im Bötchen. Zwei Guides bringen uns raus aufs Meer und bereits nach 2 Minuten sind wir alle klatschnass. Einer der Guides zieht dann erst mal Neopren an, ihm ist kalt. Das kann ja heiter werden! Die Wellen spülen über das Boot und erste Verzweiflung macht sich breit. Aber Gruppendruck hilft und kurze Zeit später müssen wir sehr lachen. Denise muss ihre Taucherbrille aufsetzen damit ihre Kontaktlinsen nicht aus dem Auge gespült werden.
Am ersten geplanten Stopp fahren wir gleich weiter, die See ist viel zu rauh, hier schwimmt garantiert kein Manatee (Seekuh). Auch der zweite Stopp ist nur kurz, auch nicht beschnorchelbar. Aber der nächste klappt und wir können bei einem Schiffswrack ins Wasser und sehen viele bunte, kleinere tropische Fische überm Wrack. Dann weiter zum Coral Garden, dort sehen wir unsere ersten beiden Haie. Haie? Ja genau Haie – zwar nur (absolut und ganz bestimmt total ungefährliche) Nursesharks, aber wir hatten die uns viel, viel kleiner vorgestellt. Stattdessen schwimmen da zwei echt große Exemplare. So lässt Michaela auch den nächsten Stopp aus und bleibt auf dem schaukelnden Boot während Peter sich in der sog. Shark-Alley ins Wasser stürzt. Hier tummeln sich etliche Haie, kein Wunder, werden diese doch auch regelmäßig angefüttert. Ein zweifelhaftes, aber doch beeindruckendes Vergnügen. Der letzte Stopp dagegen ist grandios. Wir schnorcheln an einer Lücke im Riff, hier geht es direkt hinaus ins open water. Die Strömung ist teilweise echt nicht zu verachten, aber wir sehen unglaublich viele Fische und sogar Eagle Rays. Faszinierend wie diese durchs Wasser gleiten. Da die Fische alle durch die Bank hübsch aussehen und überwiegend farbig sind, hat selbst Michaela mit den großen Exemplaren kein Problem. Und zum Ende gibt es dann doch noch die versprochene Seekuh. What a day – die Tablette gegen Seekrankheit hat gut geholfen, vielleicht war es aber auch das Adrenalin – die Bilgenpumpe in unserem Boot hat nicht funktioniert (vermutlich schon seit Jahren!), so musste ständig Wasser geschöpft werden.
Denise & Peter bleiben noch zum Tauchen auf der Insel, wir nehmen am nächsten Tag die Fähre zurück aufs Festland und fahren an der Küste lang bis nach Hopkins. Dort sind die möglichen Freistehplätze alle von parkenden Autos besetzt, so fahren wir auf einen Campingplatz wo wir Franzi & Kay zufällig wiedertreffen. Vor Covid war der Platz vielleicht mal schön, jetzt wirkt die Anlage „etwas“ vernachlässigt. Aber richtig frustriert sind wir als wir den Strand sehen. Voller Seegras, das wiederum ist voller Fliegen und angeschwemmten Plastikmüll. Wie schade, eigentlich wollten wir ein paar Tage hier stehen bleiben. Der Müll wird vom Wind und den Wellen vom Meer hereingetragen, besonders schade für Belize, denn das Land selbst ist supersauber und hat seine Müllentsorgung im Griff. Aber gegen diesen angeschwemmten Dreck sind die Menschen machtlos. Es gibt einfach nicht genug Ressourcen, um diesen zu beseitigen.
So folgen wir Franz & Kay in den Dschungel, in das Jaguar Preserve – einem großen Schutzgebiet in dem auch Jaguare zuhause sind. Campen dürfen wir auf dem Helipad (wird schon keiner kommen). Gleich nach dem Aussteigen sind wir total durchgeschwitzt, die hohe Luftfeuchtigkeit ist echt hart – so machen wir uns auf den Weg zu einem bebadbaren Wasserfall. Herrlich kühl! Anschließend nehmen wir einige Höhenmeter in Angriff für einen tollen Blick von oben. Und dann wieder unten angekommen gleich nochmal rein ins Wasser! Mit LKW-Schläuchen können wir uns anschließend noch den Fluß runter treiben lassen. Tolle Perspektive, leider ist der Wasserpegel etwas zu niedrig und so setzen wir mehrmals mit unseren Hintern am Boden auf. Auf einer kleinen Nachtwanderung sehen wir leider nicht mehr als etwa eine Fantastilliarde leuchtende Spinnenaugen im Gras – genau das richtige für Michaela!
Da wir die Hoffnung auf ein paar schöne Tage am Meer noch nicht aufgegeben haben, nehmen wir den Tipp von zwei Amerikanern gerne an. Die beiden haben ein Häuschen an der Küste und verraten uns einen guten Spot, wo wir freistehen können. Es ist dort zwar alles Privatgrund, der Abschnitt gehört aber wohl einem Großinvestor, der sich um das Gelände nicht kümmert. Frohen Mutes machen wir uns auf den Weg, aber die Enttäuschung ist wieder groß. Es gibt zwar weniger Seegras, der Strand ist aber trotzdem voller Plastikmüll. Nachdem wir uns mit der großen Schaufel ein müllfreies Plätzchen geschaffen haben, bleiben wir für die Nacht. Es weht ein sehr angenehmes Lüftchen und die Locals die hierher zum Baden kommen, sind alle sehr nett.
Die anschließende Fahrt von der Küste wieder ins Landesinnere ist herrlich. Alles ist so grün, so gepflegt, uns wird zigmal vom Straßenrand zugewunken – so fühlen wir uns gleich wieder besser. Trotz der Osterfeiertage machen wir uns auf den Weg nach Spanish Lookout, einer Mennonitengemeinde mit erstklassigen Erzeugnissen aus eigener Bewirtschaftung. So sagt man zumindest, selbst überzeugen können wir uns leider nicht. Es ist Ostermontag und alles ist geschlossen. Auch die Restaurants. So machen wir uns auf den Weg zu unserem anvisierten Campingplatz und landen einen Volltreffer. Wow, ist das schön hier. Großzügige Sites mitten im lichten Wald mit Feuerstelle (inklusive Feuerholz), Palapa mit Hängematte, Regenwaldduschen und das Beste: Privatzugang zu Badepools im nahen Fluss. Zudem können wir die bekannten Big Rock Falls erreichen. Wir haben einen herrlichen Tag, wir grillen, baden und sitzen abends lange am Lagerfeuer. Nachts kühlt es zudem auf 20 Grad ab, wir frieren! Ein tolles Gefühl! Zudem gibt es ein Wiedersehen mit Denise & Peter – noch besser!
Die Ruinen von Caracol erreichen wir auf sehr mühsamen Weg. Die ersten 20 Kilometer ist die Straße noch relativ gut befahrbar, dann kommen 30 Kilometer Piste, einspurig durch den Dschungel. Hurra! Als wir die Anlage dann aber betreten, sind wir sehr froh hergefahren zu sein. Die große Pyramide ist dreistufig und darf komplett bestiegen werden. Auch die anderen freigelegten Gebäude sind sehr sehenswert. Zudem können wir eine Zeit lang eine Brüllaffenfamilie mit Baby aus nächster Nähe beobachten. Die Anlage wird durch Militärs schwer bewacht, es ist wohl in der Vergangenheit zu vereinzelten Überfällen gekommen. Wir dagegen genießen, dass nur wenige Besucher die Anfahrt auf sich nehmen und die Anlage so malerisch im Dschungel versteckt liegt.
Der Rückweg ist dann nicht mehr so nervig wie der Hinweg und irgendwann fahren wir auch wieder auf bestem Asphalt nach San Ignacio. Und dann passiert es – Michaela ist einen Moment unaufmerksam und übersieht einen Tope. In Belize besonders tragisch, denn es gibt nicht viele und diese sind eigentlich auch gut markiert. Bis auf diesen. Sie bremst noch, der Dicke hebt aber trotzdem mit allen vier Reifen gleichzeitig ab. Wir haben Sorge, dass dieser Stunt nicht folgenlos geblieben ist, denn wenn 8 Tonnen auf den Boden knallen ist das kein Spaß! Auf die vielen ersten und zweiten Blicke (auch in den nächsten Wochen) können wir allerdings keine Schäden erkennen. Wohl nochmal Glück gehabt. In San Ignacio treffen wir wieder Denise & Peter, die gleich mal Beruhigungsbier spendieren. Wir bleiben noch zwei Tage zusammen hier, dann geht jedoch unsere Zeit in Belize auch schon dem Ende zu.
Belize hat uns bis auf die Küste (hier haben wir einen echt ungünstigen Zeitpunkt erwischt) sehr gut gefallen. Als ehemalige britische Kolonie ist die Amtssprache englisch und etwa ein Drittel der Bevölkerung hat afrikanische Vorfahren. Besonders sind auch die Garifuna, eine auf der Karibikinsel St. Vincent entstandene Kultur aus gestrandeten Sklaven, die später an die Ostküste Mittelamerikas zwangsumgesiedelt wurden. Zusammen mit den indigenen Maya, den deutschstämmigen Mennoniten und einigen Chinesen ergibt das einen ziemlich bunten Mix auf den Straßen. Leider hat sich Belize vollkommen den zahlungskräftigen nordamerikanischen Touristen verschrieben. So sind alle Ausflüge oder auch Eintritte in Nationalparks unverschämt teuer, für die Einheimischen nicht im Ansatz erschwinglich. Auch in unser Budget hat bereits der nur zweitägige Aufenthalt auf Caye Caulker ein ziemliches Loch gerissen, so dass wir es bei nur wenigen Stopps belassen.
Wieder mal ein ganz und gar wunderbarer Bericht.
Liebste Grüße aus Glacier 😘
Kasi und Sandie
Extra schön nur für Euch 😘
Hallo ihr Lieben, da habt ihr wieder tolle Sachen erlebt. Klasse!
Liebe Grüße aus z.Z. Gent/Belgien
Uli und Brigitte
Wunderschöne Bilder & Bericht
Alles Liebe aus Colorado
Iain und Denise
Vielen lieben Dank ihr Zwei, viele Grüße ins schöne Colorado
Grüßt uns Belgien und esst ein paar Pommes für uns! Liebe Grüße
Wow ! Danke für die Infos! Und die schönen Fotos . Wir sind gespannt auf eure weiteren Etappen 🤗
Hallo Christina, vielen lieben Dank fürs Feedback! Liebe Grüße