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never stop

Nordamerika / Mexico

Wüste, Wald und Wüste

23.11. – 31.12.2020

Las Vegas lassen wir coronabedingt leider links liegen und nutzen nur die Peripherie für einen Großeinkauf und die Reparatur unserer Dieselpumpe. Ein bisschen traurig sind wir schon, ein wenig Nightlife, mal wieder Essen gehen, auf dem Strip flanieren – darauf hätten wir uns schon sehr gefreut. Andererseits sind wir uns sehr bewusst über unsere glückliche Lage – haben wir doch ansonsten keinerlei wirklich spürbare Einschränkungen durch das verf***te Virus. Nach einem Übernachtungsstop in Pahrump düsen wir daher flott über die Berge hinein nach Kalifornien. Raus aus dem Großstadtgetümmel, hinein in die wundervolle Natur des Death Valley Nationalparks.

Nachdem wir Dante´s View in das fantastische Tal genossen haben und ein wenig entlang des Rim spaziert sind, finden wir ein schönes Fleckchen für die Nacht, (großartigerweise darf man in diesem Nationalpark entlang der Dirtroads auch frei campen und wir sind nicht auf die wenig einladenden, offiziellen Campgrounds beschränkt), bevor wir am nächsten Tag vom höchsten zum tiefsten Punkt des Tals fahren. Das Badwater Basin ist mit knapp 86 Meter unter dem Meeresspiegel der tiefste Punkt der USA und ein Überbleibsel des vorzeitlichen Lake Manly. In dieser Senke gibt es ein quellengespeistes Becken, das umgebende Salz macht das Wasser jedoch ungenießbar – daher der Name Badwater. In der Umgebung des Beckens, die nicht ständig von Wasser bedeckt ist, bildet die Kruste des Bodens sechseckige Strukturen aus. Da aufgrund des Thanksgivingwochenendes sehr viel los ist, verzichten wir auf den Spaziergang über die Salzkruste und fahren durch bis zu den Dark Sidewinder Slotcanyons. Auf dem Wanderweg zu den engen Seitentälern zieht es wie Hechtsuppe, und durch die tiefstehende Sonne und das dunkle Gestein wirkt die Szenerie auf uns ziemlich spooky. Der Kontrast zu den farbenfrohen Canyons in Utah aus dem letzten Blog könnte nicht größer sein. Die Nacht verbringen wir wieder herrlich einsam im Outback. Auf der Rückfahrt zum Zentrum des Parks fahren wir vorbei an der Artist‘s Palette. Diese liegt an den Hängen der Black Mountains und beschert uns aufgrund der krassen farblichen Gegensätze ein Fest fürs Auge. Der Farbenreichtum wird durch Oxidation verschiedener Metalle verursacht die in den Felsen vorkommen, zum Beispiel Eisen (rot bis dunkelrot) oder Kupfer (türkis bis grün).  

Nach einer weiteren Nacht im Park verlassen wir das Death Valley über den Westausgang. Rein ins Tal gings allerdings einfacher als raus. Die Straße steigt zunächst über viele Kilometer stetig an (gerade im Sommer ein Kühlerfresser) bevor sie sich über steile und steilste Serpentinen hinab ins Paramint Valley windet. Die Bremsen vom Dicken werden mal wieder arg beansprucht bevor sie sich bei der erneuten Fahrt auf 1100 Meter wieder erholen dürfen. Unterwegs passieren wir den Rainbow Canyon, ein Trainingsgebiet der berühmten „Top-Gun“ Fliegerstaffel. Leider haben wir weder Tom Cruise noch einen anderen Piloten durch die enge Schlucht flitzen sehen – aber schließlich ist Sonntag und damit wohl kein Übungstag. Unser eigentliches Ziel ist die Gebirgsregion Alabama Hills am Fuße der Sierra Nevada, nahe des Örtchens Lone Pine. Die Hills bestehen aus unzähligen Felsen, die in Farben von graubraun bis orange vor Millionen Jahren in die Gegend gekugelt wurden und aussehen wie überdimensionierte Kartoffeln. Dazwischen sorgen einige Felsbögen („Arches“) für weitere Attraktion. Richtig bekannt wurde die Region als Kulisse für zahlreiche Filme, von Western zu Science Fiction, hier wurde schon alles gedreht. John Wayne ist hier entlanggeritten, Russel Crowe hat sich in den Staub geschmissen und auch die Raketenwürmer haben sich hier durchs Erdreich gewühlt. Und heute stehen wir mittendrin – das Gebiet ist als Recreational Area ausgewiesen und Camping ist ausdrücklich erlaubt. So suchen wir uns ein schönes Plätzchen zwischen den Felsen und genießen ein paar Tage die tolle Umgebung. Von hier aus haben wir sogar einen tollen Blick auf den Mount Whitney, der mit 4421 Metern höchste Berg der USA ausserhalb Alaskas.

In der Nähe des Stausees Lake Isabella entspringen entlang des Kern River einige heiße Quellen und laden uns auf ein Entspannungsbad ein. Durfte man bis vor Kurzem entlang der Straße noch campen, klärt uns ein netter Ranger über die Änderungen auf. Zuviele „Vanlifer“, ohne eigene sanitäre Einrichtungen haben die Gegend in den letzten Monaten mit ihrer Anwesenheit beehrt und diese derartig vermüllt, dass es nun nicht mehr erlaubt ist in der Nähe der Quellen zu übernachten. Sehr, sehr schade, aber natürlich verstehen wir die Entscheidung und nach einer „geduldeten“ Nacht verbringen wir die Zweite dann direkt am Stausee. Auch nicht schlecht und zudem auch kostenfrei. Nach zweimaligem, ausgiebigen Einweichen im ca. 40 Grad heißen Wasser verlassen wir die Springs, die Gesellschaft ist nicht immer super angenehm und coronabedingt kommen uns auch ein paar Zweifel hinsichtlich der Hygiene…

Wir folgen dem Verlauf des Kern River hinauf in die Berge, kramen unsere Winterklamotten hervor und nehmen Kurs auf das Sequoia Nationalmonument und den sich anschließenden Nationalpark. Schon nach den ersten Kilometern sind wir schwer begeistert. Das erste Mal wieder richtiger Wald nach vielen Wochen in den Wüsten des Westens – das viele „Grün“ ist einfach umwerfend. Und als wir dann die ersten Sequoias zu Gesicht bekommen ist es um uns geschehen. Wir sind schwer verliebt. Die Sequoias gehören zur Familie der Mammutbäume, die eine Höhe von mehr als 80 Metern und einen Durchmesser von über 11 Metern erreichen können. Die großen Exemplare sind dabei mehr als 2000 Jahre alt. Die Sequoias sind nicht für ihr gutes Holz bekannt – es eignet sich nicht für den Bau von Häusern oder Möbeln – ihr großes Glück, denn die ersten Siedler erkannten schnell, dass es sich nicht lohnt die Riesen abzuholzen. Andernfalls würde heute wohl kein Baum mehr stehen. Wir streifen entlang des „Trail of 100 Giants“, finden einen traumhaften Stellplatz und sehen am nächsten Morgen sogar einen Bobcat, den nordamerikanischen Luchs vor uns über die Straße flanieren.  Im Nationalpark besuchen wir den General Sherman (den größten, noch lebenden Baum der Erde) wandern durch den Giant Forest und die Redwood Mountain Grove (der für uns schönste Sequoia Hain) und entlang des Big Trees Trail. Wir steigen auch auf den Moro Rock, einen 2050 Meter hohen Granitmonolithen von dessen höchsten Punkt wir einen faszinierenden Ausblick auf die umliegende Hochgebirgskette werfen können. Überraschend geht Kalifornien, der Bundesstaat in dem wir uns gerade befinden, erneut in einen Coronalockdown und alle Campingplätze im Park werden geschlossen. Von einer netten Rangerin bekommen wir allerdings den Tipp, dass wir im Nationalforest zwischen den beiden Nationalparks Sequoia und Kings Canyon übernachten dürfen. Und so wissen wir mittlerweile auch, dass unsere Webasto-Dieselheizung auch in Höhen von über 2000 Metern funktioniert. Glücklicherweise, sonst wären es verdammt kalte Nächte geworden… Für eine Besichtigung des Kings Canyon Nationalparks müssen wir nochmal wieder kommen, die Straße durch den Park ist bereits closed for season.

Nach einem kurzen Wiedersehen mit Ivan und einer gemeinsamen Nacht auf einem Pullout am Ufer des fast leeren Lake Kaweah Stausees, werden wir am nächsten Morgen von Tony aufgegabelt und spontan zu sich nach Hause eingeladen. Tony ist ursprünglich aus Mexiko, wohnt mit seiner Familie aber seit Jahrzehnten mitten im Orangenanbaugebiet in Kalifornien. Wir verbringen einen herrlichen Tag zusammen, werden fürstlich bekocht und ziehen mit einem großen Beutel voller Orangen, Kaki und Granatäpfeln am späten Nachmittag wieder weiter. Herzlichen Dank für alles und auf ein Wiedersehen in Mexiko!

Am nächsten Tag spulen wir einige Kilometer ab um unsere Freunde Saundra & Martin und Ivan in der Mojave Wüste wieder zu treffen. Die Mojave umfasst 113.000 Quadratkilometer und ist eine sog. Regenschattenwüste. Diese Wüsten entstehen, wenn die umgebenden Gebirge die Wolken stauen und abregnen lassen, so dass für das Land hinter dem Gebirge kein Wasser mehr übrig bleibt. Wir verbringen einige tolle Tage, erklimmen zusammen Vulkane und Sanddünen, klettern hinein in eine Lava Tube, entzünden herrliche Lagerfeuer und schmeissen das ein oder andere BBQ. Und kaum verabschieden wir uns einem Teil unserer Reisefamilie, warten auch schon neue Bekanntschaften auf uns. Mit Sonja und Philipp, zwei stolzen Greencardbesitzern aus Deutschland, stehen wir bereits seit längerem über Whattsapp in Kontakt und nun bietet sich endlich die Gelegenheit für ein Treffen. Die Beiden haben einen tollen Platz in der Nähe von Quartzsite gefunden und uns dorthin eingeladen. Als wir dort ankommen ist das Holz fürs Lagerfeuer schon gesammelt und die Plätzchen schon gebacken. Es geht ja bereits stramm auf Weihnachten zu. So ganz unweihnachtlich wandern wir in kurzen Hosen entlang früherer Minenschächte und sehen zum ersten Mal wieder Saguaros. Unsere absoluten Lieblingskakteen. Wie schön! Zudem finden wir auch endlich die Lücke in unserem Druckluftsystem. Schon x Stunden hat Peter den Dicken abgesucht und von oben bis unten mit Lecksuchspray traktiert, nur um festzustellen dass sich ein kleines Schräubchen an der Rückseite eines Ventils selbstständig gemacht hat. Kaum ist es wieder festgezogen, ist der Dicke wieder luftdicht und auch nach ein paar Tagen im Stillstand sofort wieder abfahrbereit – ohne das lästige Warten auf ausreichend Druckluft.

Wir verabschieden uns von Sonja und Philipp in der Hoffnung auf ein Wiedersehen und fahren in drei Tagen nach Tucson. Für die Feiertage haben wir uns und unsere Reisefamilie im Snowbirdnest eingebucht. Bereits im März haben wir hier ein paar tolle Tage verbracht und was gibt es Schöneres als Weihnachten und Neujahr mit guten Freunden an einem tollen Ort zu verbringen? Die Wiedersehensfreude ist bei allen groß und so verbringen wir herrliche Tage mit leckerem Essen, selbstgebrautem Gin, dem ein oder anderen Bier, schönen Wanderungen und einer ausgedehnten Shoppingtour. Vielen Dank an Euch alle für die tolle Zeit!

2 Gedanken zu „Wüste, Wald und Wüste

  • Peter

    Oh jetzt sind die Bilder auch schön groß zu sehen!
    Ihr entwickelt euch mehr und mehr zu Wüstenfüchsen.
    Liebe Grüße aus dem winterlich verschneiten Dresden
    Peter

    Antwort
  • Sandie und Karsten

    Wieder ein toller Bericht und tolle Bilder!
    Vielen Dank für die schönen Worte!
    S & K

    Antwort

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