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never stop

Nordamerika / Mexico

Oaxaca & Friends

20.02. – 11.03.2023

Unser erstes Ziel nach den tollen Tagen in Mexico City ist die voraztekische Stadt von Teotihuacán, eine der bedeutendsten prähistorischen Ruinenmetropolen Amerikas.

Das Gebiet von Teotihuacán war bereits seit dem sechsten Jahrhundert v. Chr. permanent bewohnt. Zwischen 100 und 650 n. Chr. bildete die Stadt das dominierende kulturelle, wirtschaftliche und militärische Zentrum Mesoamerikas. Auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung hatte sie möglicherweise bis zu 200.000 Einwohner. Sie war damit zu ihrer Zeit die mit Abstand größte Stadt auf dem amerikanischen Kontinent und eine der größten der Welt. Ab etwa 650 schwand ihre Bedeutung, bis sie um 750 aus nicht vollständig geklärten Gründen weitgehend verlassen wurde.

Die Sonnenpyramide fällt sofort ins Auge, sie ist angeblich die drittgrößte Pyramide der Welt. Leider darf man sie seit Covid nicht mehr besteigen. Ein kleiner Teil der Bauwerke wurde von den Archäologen komplett restauriert, sodass man als heutiger Besucher einen besseren Eindruck von der Komplexität der Bauweise und auch von der einstigen Farbenpracht bekommt. Weil Teotihuacán aber keine geschriebene Sprache kannte, sind Erkenntnisse über diese Kultur nur aus der Interpretation von archäologischen Funden ableitbar. Also viel Genaues weiß man nicht.

Der Erhaltungszustand der riesigen Anlage reicht von wow bis zu erbärmlich. Und so hätten wir dem kleinen Museum gerne ein paar Glühbirnen spendiert.

Der Tag ist noch jung, zudem ist Sonntag und so dürfen wir mit dem Dicken wieder die Straßen im Großraum von Mexico City befahren. Von der Autobahn biegen wir auf eine kleine Straße ein, die uns in unendlich vielen Serpentinen bis auf 3700 Meter Höhe bringt. Auf dem Paso del Cortés stehen wir nun auf dem Parkplatz des Visitorcenters des Nationalparks Izztacihuatl-Popocatépetl, eingerahmt von diesen beiden Vulkanen. Der Izzta ist bereits erloschen, der Popo ist dagegen einer der aktivsten Vulkane Mexicos. Dies stellt er uns auch eindrucksvoll unter Beweis – alle paar Minuten stößt er eine beeindruckende Rauchwolke gen Himmel. Aufgrund seiner Aktivität darf man den Popo auch nicht besteigen, den Izzta dagegen schon. So machen wir uns nach einer sehr ruhigen Nacht auf den Weg mit dem Ziel die 4000er Marke zu knacken. Am Ende unserer Etappe haben wir es bis zum Portillo 1 geschafft, immerhin auf 4250 Meter. Wir sind sehr stolz auf uns! Als wir 6 Stunden und 19 Kilometer später wieder beim Dicken ankommen sind wir ziemlich kaputt. Zudem haben wir rabenschwarze Füße – der feine Vulkansand kriecht durch die Schuhe bis in die Socken. Auch Wochen später haben wir immer noch Sand zwischen den Zehen wenn wir mit diesen Schuhen unterwegs sind… Am nächsten Morgen entscheiden wir schweren Herzens keine weitere Wanderung zu machen, besonders Peter macht die Höhe zu schaffen und so heißt es runter vom Berg.

Das Pueblo Magico Cholula ist schon fast mit der Großstadt Puebla verschmolzen, für uns ganz praktisch, so können wir beides vom gleichen Campingplatz aus erkunden. Ins Zentrum von Cholula können wir bequem laufen, auch hier lockt eine Ausgrabungsstätte aus vorhispanischer Zeit. Das Besondere ist, dass die Pyramide nur noch zu einem kleinen Teil ersichtlich ist. Es ist nicht abschließend geklärt, warum diese heute eher einem dicht bewucherten Berg gleicht als einem Bauwerk von menschlicher Hand. Zudem wurde nach der spanischen Eroberung im 16. Jahrhundert auf der Pyramidenspitze die Kirche „Iglesia de Nuestra Señora de los Remedios“ errichtet. Wir genießen den tollen Blick von oben und streifen noch etwas durch die hübsche Stadt. Den Ehrgeiz, alle 159 Kirchen hier aufzusuchen, entwickeln wir gar nicht erst.

Zusammen mit Heinz, den wir nun schon ein paar mal unterwegs getroffen haben, lassen wir uns mit einem Uber in die historische Altstadt von Puebla chauffieren. Den ganzen Tag bummeln wir durch das schöne Zentrum, das besonders für die Talavera-Keramik, mit der viele Häuserfassaden verkleidet sind, berühmt ist. Die Kathedrale ist mächtig beeindruckend, der Rest der Innenstadt wirkt trotz 1,5 Millionen Einwohnern wieder eher dörflich mit den vielen bunten Häusern und ganz viel Grün. Nicht umsonst steht auch diese Kolonialstadt auf der Liste der Unesco Weltkulturerbe.  Die vielen gelaufenen Kilometer machen hungrig, wir finden in einem Innenhof einen gut besuchten Foodstand und bestellen zwei Quesadillas, mit Käse gefüllte Teigtaschen. Dazu kommt dünn geschnittenes gegrilltes Schweinefleisch und nach Wahl eine rote oder grüne Sauce. Wir Anfänger – die Quesadilla ist scharf wie Hölle und wir sind sehr froh, dass ein großer Teil der Sauce beim Abbeissen auf den Teller läuft. Fast hätten wir einen Besuch der Stadt ausgelassen, das wäre wirklich sehr schade gewesen.

Am nächsten Morgen starten wir zeitig den Motor, 370 Kilometer liegen vor uns, unsere bislang längste Etappe in Mexico. Der Verkehr ist nicht so üppig und so funktioniert das mexiko-typische System „aus 2 mach 3 Spuren“ ziemlich gut. Dazu werden die großzügigen Seitenstreifen als Fahrspur mit verwendet, so bleibt in der Mitte genügend Platz zum Überholen. Den brauchen wir auch bei all den Schnecken auf der kurvigen Bergstraße vor uns. Die Landschaft gefällt uns sehr gut, hohe Gipfel, tiefe Täler, viele Kakteen, üppig grün und dazwischen leuchten blaue Agavenfelder. Wir wollen in den kommenden Tagen wieder mal ein bisschen Wurzeln schlagen und die Gegend um die Stadt Oaxaca de Juárez ausgiebig erkunden. Dazu suchen wir einen bei Overlandern sehr bekannten Campground, etwas außerhalb der Stadt im schönen Santa Maria del Tulé auf. Pepe, der Besitzer vom  El Rancho RV Park macht für uns das unmögliche möglich – eigentlich ist er bedingt durch eine große Reisegruppe ausgebucht, aber da wir eine Weile bleiben wollen findet er noch einen wirklich tollen Platz für uns. Der ist sogar so groß dass auch Heinz, der ein wenig später ebenfalls hier auftaucht, mit seinem Auto noch drauf passt.

Nicht weit vom Campingplatz fährt ein öffentlicher Bus regelmäßig für sehr kleines Geld ins Zentrum. Die Busse sind eigentlich schon fertig mit der Welt, meist total verrostet, werden von ihren Fahrern aber aufwendig dekoriert und mit einer Mordsmusikanlage ausgerüstet. Aber nicht nur deswegen ist Busfahren ein Erlebnis. So gibt es zwar Haltestellen, dort hält der Bus aber nur an, wenn dort jemand steht, der die Hand hebt. Überhaupt hält er eigentlich überall dort an, wo jemand die Hand hebt. Haltestelle oder nicht. Gerne auch alle 50 Meter, je nach Bedarf. So muss man sich im Bus auch an der Stelle bemerkbar machen, an der man aussteigen möchte. Haltestelle oder nicht. Sehr praktisch für uns, denn stadteinwärts gibt es eine Haltestelle, stadtauswärts hingegen nicht.

Auch die Innenstadt von Oaxaca gehört zum Weltkulturerbe und diesmal machen wir zunächst eine organisierte Stadtführung und erfahren ein wenig über die Historie der Stadt. In den nächsten Tagen machen wir mehrmals eine Erlebnisbusreise und schlendern über die großen Märkte, kehren mehrmals zum Essen in einen Organic Markt ein, besuchen diverse Kirchen und auch das Museum of Cultures. Wir probieren frittierte Heuschrecken (naja) und Memelas (lecker), auch eine Tlajuda (sehr lecker) steht auf dem Speiseplan. Einen vollen Tag nutzen wir für die Besichtigung von Monte Albán. Die Ausgrabungsstätte liegt noch etwas höher als die Stadt auf 2000 m über dem Meeresspiegel auf einer künstlich abgeflachten Bergkuppe und war das religiöse Zentrum der Zapoteken, später der Mixteken.

Besonders schön ist, dass neben Heinz auch noch Julie & Marcus und später auch Denise & Peter zu uns auf den Campingplatz kommen. So verbringen wir zwei Wochen in bester Gesellschaft mit launigen Abenden, gutem Essen in tollen Restaurants in El Tule und weiteren Ausflügen in die Stadt oder auch zum großen Sonntagsmarkt in Tlacolula. Dazwischen wird wie üblich gebastelt, gefachsimpelt, Mezcal und Tequila verkostet und zusammen gegrillt. Michaelas Geburtstag feiern wir standesgemäß mit einem Prosecco Frühstück mit Pancakes (Danke, Julie!), und abends mit Fajitas, etlichen Margaritas und sogar Benediktiner Weißbier! Danke Pepe, danke Oaxaca und danke liebe Reisefreunde, wir hatten eine tolle Zeit!

3 Gedanken zu „Oaxaca & Friends

  • Peter Lüdicke

    Einfach beeindruckend, umwerfend es fehlen die Worte.
    Weiter gute Reise. Liebe Grüße Peter

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  • Wie immer super flockig und informativ. Wir freuen uns schon jetzt auf den nächsten Bericht. Weiter so Ihr Süßen 😘

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  • Ulrich Eicher

    Hallo ihr Lieben, wieder großartig und ganz anders als Europa . Vielen Dank und gute Zeit.
    liebe Grüße aus Baden-Baden, Brigitte und Uli

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