Über Cagliari nach Osten – Furten, Bergen und andere Abenteuer
12.10. – 28.10.2017
Der Oktober neigt sich dem Ende und uns wenige, auf der Insel verbliebene Touris erkennt man sofort an den kurzen Hosen und T-shirts die beharrlich getragen werden müssen. Die Einheimischen sind schon auf Fleecejacken umgestiegen und würden bei diesen Temperaturen nicht mehr ins Meer gehen. Diese haben sich zwar deutlich nach unten orientiert, aber 22 Grad tagsüber und 20 Grad im Wasser finden wir immer noch supi! Abends wird es aber auch uns mittlerweile zu frisch und so verziehen wir uns zu früherer Stunde in den Dicken.
Um aufzuschreiben, was wir in den letzten beiden Wochen so unternommen haben, müssen wir erstmal wieder unseren Kalender hervorkramen in dem wir meist täglich vermerken, wo wir den Tag bzw. die Nacht verbracht haben. Das kann sich ja sonst keiner merken …
Also – nach über einer Woche am wunderschönen Strand in Scivu und einem sehr entspannten Geburtstag am Strand war es Zeit unsere mittlerweile von der Sonne braungebrannten Körper wieder ins Führerhaus zu schwingen und zunächst die Costa Verde noch ein bisschen genauer zu erkunden. Die Gegend ist kaum besiedelt und auch touristisch kaum erschlossen. Nur einige schmale, nicht immer asphaltierte Straßen führen über die Berge und an der Küste entlang. So hat auch unser Dicker endlich einige Spuren im Sand hinterlassen. Zweimal musste auf einer Piste sogar ein Fluss gefurtet werden – ok, es war ein Flüsschen – na gut, eigentlich war´s ein Bach aber wir wären auch bei deutlich höherem Pegelstand durchgebraust (behaupten wir jetzt zumindest mal). Nach der Sichtung der hohen Dünen an dem uns vielfach empfohlenen Strand von Piscinas (fanden wir jetzt eher so semi) ging es in das verlassene Bergarbeiterstädtchen Ingurtosa. Als Allrad-LKW-Besitzer hatten wir hier eine Mission zu erfüllen. Es ist nämlich quasi Pflicht zu schauen, ob der LKW durch den Torbogen des Hauses des Minenbesitzers passt – oder eben nicht. Und was sollen wir sagen – wir haben durchgepasst – und zwar spielend !! Ob das jetzt für uns oder gegen uns spricht werden die Kollegen aus dem Allrad-LKW-Forum wissen – für alle anderen: nicht wundern 🙂
An der Costa del Sud, am Strand von Chia haben wir unseren nächsten Stop eingelegt und einen sehr netten Abend mit den beiden stolzen Besitzern eines 43 Jahre alten Unimog 416 verbracht. Ricky und Peter mit ihrem Hund Lenny haben uns an ihren Erfahrungen in Marokko und Tunesien teilhaben lassen – immer wieder kommt zwischen uns schon zur Sprache wo wir denn überwintern wollen. Spanien, Portugal oder doch (auch) Marokko? Die Beiden haben es uns auf jeden Fall sehr schmackhaft gemacht.
Im nur am Wochenende geöffneten und vom WWF verwalteten Naturschutzgebiet am Monte Arcosu haben wir uns am Sonntag die Beine müde gelaufen. Der eigentlich sehr nette und sehr gut englisch sprechende Ranger war so nervös, dass er erst das Eintrittsgeld von uns nicht kassieren konnte und uns dann eine nicht ganz korrekte Kilometerangabe zu einem Rundweg gegeben hat. Statt 11 Kilometer waren es 22. Naja, aber so haben wir 12 Euro gespart (in unserer Rechnung entspricht das immerhin 12 Bier aus dem Supermarkt) und sardische Hirsche haben wir auch gesehen. Zwar gleich beim Eingang zum Park und eher kleinere Exemplare. Aber immerhin!
Im Anschluss an die Wanderung sind wir weiter in die Innenstadt von Cagliari auf einen in unserer viel genutzten App „Park4Night“ empfohlenen Parkplatz. Und hier ist es dann passiert: unser Dicker wurde zum ersten Mal diskriminiert. Obwohl andere Womos auf dem Platz deutlich länger waren als wir, mussten wir den Preis für ein „Camion“ – also für einen LKW zahlen. Und das waren immerhin 5 Euro mehr! Aber da der Preis nun mal vom Anbieter bestimmt wird und wir keine Alternative für so einen zentral gelegenen Platz hatten blieb uns nichts anderes übrig als zähneknirschend zu akzeptieren. Der Gesamtpreis hat uns dabei gar nicht mal gestört, aber es geht ums Prinzip. Aber alles jammern hilft nichts – die wunderschöne Stadt hat uns mehr als entschädigt und da unser Parkplatz für 24 Stunden bezahlt war haben wir auch den nächsten Vormittag noch für Sightseeing genutzt.
Bei unserem letzten Aufenthalt an der Ostküste ist Peter auf einer Radtour bereits ein schöner Stellplatz direkt am Strand von Feraxi unter Pinien aufgefallen. Daran erinnert war das nächste Ziel klar. Der Stellplatzbetreiber ist mittlerweile wohl auch bereits in seinem Winterquartier und so konnten wir hier umsonst bleiben. Flugs wurde unsere Bräune wieder etwas aufgefrischt, ein französisches Pärchen aus Paris die sich mit ihrem Fiat 500 Leihwagen überraschenderweise im Tiefsand festgefahren haben, geborgen (tattarata – unsere erste Bergeaktion!!), bevor uns ein kalter Wind etwas früher als geplant vom Strand vertrieben hat.
Aber das wir nach 8 Wochen on tour schon wissen, dass es meist nicht so kommt wie geplant war flugs ein Alternativprogramm gefunden. Die Tropfsteinhöhle Su Marmuri (1 Km begehbar, bis zu 52 m hoch und im Winter bewohnt von 37.000 pipistrellos (=Fledermäusen)!
Die Besichtigung der Höhle bei Ulassai hat uns wieder mal zwei Dinge bewusst gemacht:
- Unglaublich, was die Natur geschaffen hat, schafft und noch schaffen wird (mit oder wohl ohne uns Menschen)
- Never ever Gruppenreisen !!!
Da wir uns dringend von den Strapazen der Führung durch die Höhle erholen mussten und unsere beiden Schmutzwäscheschubladen fast den Völletod gestorben sind, stand nach langer Zeit mal wieder ein Campingplatz an. Doch so einfach ist dies in der Neben-/Nach-/oder nach den Schweizern (die haben im Oktober teilweise sogar 3 Wochen Schulferien)-Saison gar nicht. Die meisten Plätze haben bereits Ende September (vermutlich wegen Reichtum) ihre Pforten geschlossen und nur noch wenige Verbleibende haben bis Ende Oktober, eine handvoll auf der Insel auch ganzjährig geöffnet. So sind wir in Torre di Bari auf einem eigentlich sehr schön angelegten, kleineren Platz gelandet. Warum „eigentlich“? – der Platz war unter Platanen und Pinien quasi vergraben und hatte daher nur sehr wenig Sonnenlicht – super im Hochsommer, suboptimal danach, da kühl und dunkel. Wir vermuten, dies hat auch zu unserem ersten Inselkoller beigetragen. Plötzlich war uns irgendwie langweilig und wir hatten die Insel „gefühlt über“. So haben wir uns, als die Wäsche trocken war, schnell verkrümelt mit Ziel Santa Maria di Navarrese. Da der örtliche Stellplatz – ihr ahnt es – schon geschlossen war, parkten wir direkt am Strand auf dem Seitenstreifen der Strasse. Nach einer ausgiebigen Brotzeit auf dem Strand vor unserer Haustür sind wir zum Pedra Longa losgewandert. Das Kalkgebirge hat eine 120 Meter hohe Felsnadel direkt ins Meer gestellt – absolut sehenswert, gerade wenn man an der Küste entlang darauf zuwandert und der Monolith hinter der Kurve auftaucht. Leider waren wir ziemlich spät dran, sodass wir das verdiente, eiskalte Bier in der zu unser beider Überraschung noch geöffneten Bar schnell trinken mussten, um noch vor Sonnenuntergang wieder beim Dicken zu sein. Die Wanderung auf dem für italienische Verhältnisse perfekt eingerichtetem Weg, die grandiosen Aussichten auf das türkisfarbene Meer und die Pizza am Abend im Lokal auf der anderen Seite unserer Haustür haben den Inselkoller dann wieder vertrieben. Trotzdem werden wir uns wohl in der nächsten Woche auf den Weg zurück aufs Festland machen – aber davon mehr im nächsten Bericht.