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never stop

Nordamerika / Mexico

Shots im Wilden Westen

15.03. – 08.04.2021


Unser Weg nach Norden führt uns zunächst direkt durch die Großstadt Phoenix. Mehr als 4,5 Millionen Menschen wohnen im Ballungsraum und so quälen wir uns auf der teilweise bis zu 8-spurigen Interstate durch den dichten Verkehr. Kaum lassen wir die letzten Retortensiedlungen hinter uns, wird es gleich wieder einsamer und wir nehmen Kurs auf Prescott. Wir verlassen die wüstenartige Vegetation und tauchen ein in ein wunderschönes Waldgebiet. Passend zu unserer Ankunft öffnet der Himmel seine Schleusen und Frau Holle schüttelt die Decken aus. Es schneit – welch ein Kontrast zu den letzten beiden Wochen in sommerlicher Hitze. Wir sind darüber gar nicht traurig, ganz im Gegenteil – so sind wir die Einzigen, die sich den Weg hinauf in die Berge kämpfen. Zwei Ranger geben uns auf der rutschigen, da vereisten Piste noch etwas Schützenhilfe und verraten uns den besten Spot auf der Thumb Butte Road. Und so genießen wir in den nächsten Tagen, bei dann wieder frühlingshaften Temperaturen, die feine Aussicht auf den namensgebenden Berg. Wir können direkt vom Dicken aus loswandern, atmen frische Waldluft und teilen uns die Wege mit den ein oder anderen tierischen Mitwanderern. Eines abends besuchen uns sogar zwei äusserst vorwitzige Javelinas (sehen aus wie Wildschweine, sind aber keine) direkt am Lagerfeuer – als sie unser aber Erschnüffeln, suchen sie doch lieber das Weite.

Bereits im letzten Jahr haben wir den roten Felsen in Sedona einen kurzen Besuch abgestattet. Leider hatten wir damals kein Glück mit dem Wetter, es regnete tagelang. So schauen wir diesmal ganz genau auf den Wetterbericht und der verheißt nur Gutes. Also fahren wir über das nette, ehemalige Bergarbeiterstädtchen Jerome und die indianische Ausgrabungsstätte Tuzigoot direkt rein ins Getümmel der bei den Amis sehr beliebten Urlaubsregion. Bereits bei der Einfahrt in die National Forest Road, auf der man bis zu 14 Tage kostenfrei campen darf, trifft uns fast der Schlag. Es steht ein Camper neben dem anderen und wir tun uns recht schwer, einen geeigneten Platz für zwei Fahrzeuge zu finden. Warum zwei? Wir haben uns mit Claudia und Thomas aus der Schweiz verabredet. Die beiden reisen mit ihrem Duro Bucher durch die USA und zufällig kreuzen sich unsere Wege. Wir verbringen zwei tolle Tage mit viel Quatschen und Erfahrungsaustausch, danach suchen wir aber schnell das Weite. Es ist uns viel zu voll und wir unternehmen tatsächlich keine einzige Wanderung in diesem tollen Gebiet. Uns in die Reihe der Ameisen einzureihen, die hier sprichwörtlich unterwegs sind, ist einfach nicht unser Ding. Auch das Campen macht keinen Spaß, wir verstehen teilweise nicht mal unser eigenes Wort, vor lauter Jeep und Quadtouren die direkt an unserem eigentlich sehr schönen Stellplatz vorbeidonnern. Wir haken Sedona für uns endgültig ab und nehmen die Panoramastraße hoch aufs Coloradoplateau.



Wir besuchen das Sunset Crater National Monument bei herrlichem Sonnenschein – auch wenn uns der Schnee wieder einholt. Dieser bildet einen tollen Kontrast zum schwarzen Vulkangestein. Der Hauptkrater hat einen Durchmesser von rund 1 km und ist 300 Meter hoch. Wir stapfen entlang der hübsch angelegten Wanderwege, den Krater selbst darf man leider nicht mehr besteigen, um die empfindliche Vegetation nicht zu beeinträchtigen. Nach einer ruhigen Nacht im Flagstaff National Forest machen wir uns auf den Weg zum Grand Canyon, und damit auf in den nächsten Rummel. Ein paar Kilometer vorm Nationalpark liegt Tusayan und etwas ausserhalb finden wir wieder einen schönen, kostenfreien Platz im National Forest als idealen Ausgangspunkt. Es gibt tatsächlich einen Radweg in den Park und so radeln wir am nächsten Tag, vorbei an den Autoschlangen an der Entrance Station, direkt an den Rim. Wir erwartet, ist – obwohl wir sehr früh in der Saison da sind – sehr viel los. Wir hatten eigentlich vor, ein Stück in den Canyon hineinzuwandern, aber Ameisen – you know? So suchen wir uns ein nettes Plätzchen etwas abseits vom Trubel und genießen die tolle Aussicht bevor wir wieder zu unserem Dicken zurückradeln. Als wir zurück sind finden wir eine Nachricht von der Homeland Security auf unserem Handy. Zur abschließenden Bearbeitung unseres Visaverlängerungsantrages werden unsere Fingerabdrücke benötigt. Und dafür lädt man uns 10 Tage später nach Denver ein – schlappe 1400 Kilometer vom Grand Canyon entfernt. Denver deshalb, weil dort unsere offizielle Adresse für unsere Visa- und Versicherungsangelegenheiten ist. Also auf nach Colorado!

Ziemlich zeitgleich erfahren wir, dass Colorado bereits die Impfstoffpriorisierung aufheben kann und die Terminvergabe nun für alle über 18 freigegeben wird. Und so probieren wir unser Glück und ergattern tatsächlich einen Termin in Montrose. Bereits 3 Tage später (nach einer herrlichen Fahrt in den Rocky Mountains, auf der wir unseren ersten Wolf sehen) stehen wir im Impfzentrum auf der Matte. Unsere Sorgen, dass wir als Deutsche nicht geimpft werden, sind völlig unberechtigt. Unser gelbes Impfbuch stößt auf großes Interesse und mit viel Freude bekommen wir die Spritze in den Arm. Wir sind sehr, sehr froh, dass das geklappt hat – wer weiß wann wir in Deutschland dran wären?
Nach einem spritzenbedingten Ruhetag erkunden wir mit dem Black Canyon of the Gunnison einen weiteren Nationalpark. In den Canyon reinwandern oder besser gesagt reinklettern fällt aber aufgrund der Schnee- und Matschverhältnisse leider aus. Die Sicht von oben ist aber dennoch spektakulär. Wir werden es in den nächsten Tagen noch merken, wir sind etwas früh dran für Colorado. Denn unser nächstes Ziel, die Hartmann Rocks, ein Wander- und Mountainbikegebiet ist ebenfalls aufgrund „Matsch“ geschlossen. Macht aber nix, finden wir doch ein Stück entfernt einen idealen Übernachtungsplatz auf einer Hochebene auf 2800 Metern. Nach zwei weiteren schönen Tagen in einem Wildlife Refuge bei Poncha Springs fahren wir durch zu Denise und Iain. Wie immer werden wir herzlich aufgenommen, sehr gut verköstigt und beim Kartenspielen abgezockt. Auch die Waschmaschine glüht und die Dusche läuft heiß. Ab und zu tut so ein bisschen Zivilisation dann doch ganz gut. Am 8. April stehen wir pünktlich um 8 Uhr morgens bei der Homeland Security auf der Matte, lächeln in die Kamera und entledigen uns unserer Fingerabdrücke. Die übrigens sehr gut sind, wird uns bestätigt. Wird wohl nix mit der Verbrecherkarriere. Nun heißt es warten auf den endgültigen Bescheid, mal schauen wann dieser eintrudelt.

Bereits im Januar haben wir entschieden, dass wir den Sommer in Deutschland verbringen wollen. Die Landgrenze nach Kanada wird wohl „due to virus“ nicht rechtzeitig zur Saison öffnen und andererseits freuen wir uns mal wieder auf ausgiebige Zeit mit Familie und Freunden. So kümmern wir uns rechtzeitig um eine Unterbringungsmöglichkeit für unseren Dicken und werden fündig bei Brett in Pueblo, 2 Stunden südlich von Denver. Er betreibt ein kleineres RV-Storage und reserviert uns einen Hallenplatz auf seinem Gelände ab Mai. Da wir nun in der Gegend sind fahren wir bei Brett vorbei um Hallo zu sagen. Die Halle ist ideal und auch die Kommunikation läuft super, so dass wir ein sehr gutes Gefühl haben den Dicken in seiner Obhut zu lassen.
Aber noch ist es nicht soweit, 4 weitere Wochen bleiben uns noch bis zu unserem Heimflug Mitte Mai.

2 Gedanken zu „Shots im Wilden Westen

  • Ulrich Eicher

    Hi ihr Lieben.
    Toll, dass es euch gut geht und ihr auch schon die 1. Impfung habt. Da geht es euch wie uns.
    Wir sind Mitte Juli fertig mit der 2. Impfung; dann geht es los…!
    Schön, dass ihr bald Heimaturlaub habt. Vielleicht treffen wir uns?
    Ganz liebe Grüße aus Baden-Baden, Brigitte und Uli

    Antwort
    • Ulrich Eicher

      Natürlich auch ganz vielen Dank für die Klasse Bilder.

      Antwort

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