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Nordamerika / Mexico

Bienvenidos a México

07.11.2022 – 17.12.2022

Bereits am frühen Morgen machen wir uns auf den Weg zur Grenze, aber nicht ohne uns vorher bei Aldi noch mit Spekulatius, Dominosteinen und Lebkuchen einzudecken. Auch einen Stollen mit Marzipan gibt es – ohne ein paar Heimatgefühle zu Weihnachten geht es dann doch nicht.

Wir haben uns für den Grenzübergang Mexicali East entschieden und alles läuft sehr einfach und routiniert ab. Unser Dicker, vor allem die Kabine, wurde zwar noch nie so gründlich inspiziert (sogar einige unserer Kabelblenden werden abgeschraubt), aber die Durchsuchung verläuft sehr korrekt.  Wir dürfen unmittelbar dort beim Zoll im Schatten stehen bleiben und kümmern uns danach um die Touristenkarte und die Einfuhrpapiere für das Fahrzeug. Alle Beamten sind auch hier sehr nett und nach 45 Minuten rollen wir auch schon vom Hof. Wir dürfen 180 Tage im Land bleiben, der Dicke als Wohnmobil sogar 10 Jahre. Mexicali selbst ist ein typischer Grenzort, sehr quirlig, chaotisch, aber alles da was man so braucht. Wir kaufen Lebensmittel, holen uns zwei Simkarten fürs Handy bei Telcel und versorgen uns mit Bargeld. Im Gegensatz zu USA und Kanada können wir künftig nicht mehr alles mit Karte bezahlen. Und dann fahren wir auch schon raus aus der Stadt und kaum haben wir die Peripherie (und die ersten von unzähligen Stoppschildern und „Topos“, das sind in die Fahrbahn eingebaute Geschwindigkeitsbremser) hinter uns gelassen, ebbt der Verkehr deutlich ab. Ungewöhnlich für uns ist allerdings die hohe Militärpräsenz mit bis zum Anschlag bewaffneten Soldaten. Ob dies eher zur Abschreckung für böse Gangster oder zur Beruhigung der Bevölkerung und der Touristen beitragen soll?

Die perfekt ausgebaute Straße #5 bringt uns direkt nach San Felipe. Kurz vor der Stadt passieren wir einen Militärcheckpoint, weitere werden in den nächsten Wochen folgen. Die Soldaten fragen kurz nach dem woher und wohin und schon dürfen wir passieren. Im Ort suchen wir uns für die erste Nacht einen Campground, ächzen ein bisschen über die „Gringo-Preise“, aber genießen wenig später die erste Margarita direkt am Meer, genauer gesagt an der Sea of Cortez. Der Ort selbst ist jetzt nicht der schönste, die Strandpromenade hat auch schon bessere Tage gesehen, aber die Tacos sind sehr lecker und günstig. Zudem finden wir dort einen Kühlschrankreparaturservice – die Jungs nehmen sich unser neues Teil ein paar Stunden vor, können aber auf Anhieb keinen Fehler feststellen. Das Kühlsystem ist wohl dicht und so nehmen wir ihn neu mit Kühlmittel befüllt erstmal wieder mit. Etwa 30 Kilometer ausserhalb von San Felipe finden wir einen schönen Platz direkt am Strand, wo wir ein paar Tage zum Akklimatisieren bleiben. Dort besuchen uns auch Julie und Marcus, die beiden haben wir zuletzt bei Tanja und Thomas in Kalifornien getroffen.

 

Unser nächster Stopp ist die Bahia de los Angeles. Auf dem Weg dorthin müssen wir das erste Mal einige Kilometer auf der berüchtigten Mex1, der Hauptstraße die von Nord nach Süd durch die Halbinsel Baja California verläuft, abspulen. Und die Straße hat ihren Ruf wirklich verdient – sie ist sehr schmal und es gibt keinen Seitenstreifen oder eine Bankette. Der Asphalt liegt wie auf einem Damm und dadurch entsteht eine 30 cm hohe Abbruchkante. Glücklicherweise ist wenig Verkehr und die entgegenkommenden LKW-Fahrer sind sehr rücksichtsvoll. Sie reduzieren die Geschwindigkeit und fahren auf ihrer Spur ganz aussen. Wahrscheinlich haben sie keine Lust jeden Tag einen Touristen abzuschießen.

Unseren sehr schönen Platz auf dem Campo Archelon können wir leider gar nicht richtig genießen, es weht ein starker, unangenehm kühler Wind. Aber das Essen in der dazugehörigen Kneipe ist sehr lecker und so müssen wir nicht allzusehr leiden 😉. Nach einem kurzen Stopp bei Guerrero Negro in den Dünen, direkt am Pafizik, fahren wir zum ersten Highlight auf der Baja: nach San Ignacio. 1728 errichtete der Jesuit Juan Bautista Loyando an dieser Stelle eine Mission und benannte sie nach dem Gründer seines Ordens, dem hl. Ignatius von Loyola. Vom Campground können wir in ein paar Minuten zu Fuß zur Kirche laufen – es ist wirklich wunderschön – nach den vielen Reisemonaten in Nordamerika lechzen wir förmlich nach Kultur und Historie. Wir lassen uns in einem netten Restaurant am Zocalo (Stadtplatz) nieder und genießen leckere Enchiladas.

 

In Santa Rosalia müssen wir zum ersten Mal Wasser auftanken, dafür gibt es hier in Mexiko spezielle Wasserabfüllgeschäfte. Üblicherweise wird dort vor Ort Trinkwasser aufbereitet, das man dann in jedwede Gefäße füllen lassen kann. Der Besitzer von dieser „Agua Purificadora“ offeriert uns seinen Schlauch und als der nicht auf Anhieb funzt, schnippelt er ihn einfach solange zurecht bis er in unseren Füllstützen passt. Supernett. Abgerechnet wird auf Vertrauensbasis, man gibt an wieviele Liter man getankt hat und zahlt dann den entsprechenden Preis. Anschließend drehen wir noch eine Runde durch den Ort, kaufen eine große Tüte Leckereien in einer Bäckerei und essen die bislang besten Fischtacos in Mexico. 6 Tacos mit allerlei drum und dran für 6,50 Euro. Großartig. Als wir übrigens etwas unschlüssig vor der Bäckerei ins Schaufenster schauen erleichtert uns ein netter Mexikaner die Auswahl. Kurzerhand bricht er von seinen süßen Teilchen ein paar Stücke für uns zum Probieren ab!

Wir fahren durch bis zur Bahia Concepcion und finden einen schönen Stellplatz an der „last free beach“, wie der Name vermuten lässt muss man hier keine Gebühr fürs Parken direkt am Strand entrichten. Für das Stehen an allen anderen Stränden an dieser großen Bucht muss man zwischen 10 und 15 Euro pro Tag bezahlen. Dafür gibt es einfache Toiletten und Müllentsorgung, auch notwendig um den vielen Vanlifern und Überwinterern gerecht zu werden. Wir treffen auf andere Overlander und werden gleich in die nette Community integriert. Wir packen das Kanu aus und paddeln in den nächsten Tagen durch die schöne Inselwelt. Praktischerweise kommen den ganzen Tag über Verkäufer mit allerlei Leckereien vorbei – so gibt es zum Beispiel frisch gebackenes Bananenbrot oder fangfrische Shrimps direkt aus dem Kofferraum. Auch Julie und Marcus gesellen sich wieder zu uns und Marcus programmiert uns eine neue Steuerung für unseren Kühlschrank und baut einen neuen Thermostat ein – und was soll man sagen, jetzt läuft das Ding! Vielen lieben Dank an Marcus und seinen schier unerschöpflichen Vorrat an Elektronikteilen.

 

Nach einer Woche lösen wir die Bremsen und fahren 100 Kilometer weiter nach Loreto und beziehen dort einen Campground. Hier können wir endlich mal wieder Wäsche waschen und in die Fußgängerzone mit vielen Restaurants und Geschäften ist es nicht weit. Doch bereits nach einer Nacht und mit voll gefüllten Vorräten ziehen wir zu Viert weiter und holpern zum Traumstrand Agua Verde. Für die Anfahrt lassen wir Luft aus den Reifen, und zwar sehr viel Luft, denn es liegen 30 Kilometer wirklich schlechte Piste vor uns… 2,5 Stunden später, unzählige Kurven auf teilweise sehr schmaler Straße im Berghang sind wir dann auch angekommen. Es ist herrlich, die Windvorhersage sagt zudem ein paar ruhige Tage voraus. Bereits morgens sind wir in diesen Tagen auf dem Wasser, paddeln zu versteckten Buchten, gehen schwimmen und fühlen uns sehr wohl in der netten Gesellschaft von anderen Reisenden. Praktischerweise gibt es ein kleines Restaurant direkt am Strand, mehrmals gehen wir dort sauleckere Shrimptacos essen. Auch wandern kann man hier gut, so laufen wir zu einer Palmoase und kraxeln einen Hügel hinauf zu einer Höhle mit Felsmalereien. Nach zwei Wochen am Traumstrand ist unser Urlaub dann aber vorbei. Auch wir werden von unseren Nachbarn gebührend verabschiedet (die ersten 100 Meter der Piste zurück haben es echt in sich – supersteil mit losem Geröll und tiefen Schlaglöchern) – wie in den Tagen zuvor wird jeder Abreisende am Ende des steilen Stücks frenetisch gefeiert. Wir schaukeln zurück nach Loreto und bleiben nochmal eine Nacht auf dem Campground, bevor wir am nächsten Morgen zurück zur Bahia Concepcion fahren. Wir haben vor 3 Wochen Starlink bestellt, und die Hardware wurde dorthin geliefert. Ab nun haben wir also immer Empfang und können auch an den einsamsten Plätzen stehen ohne auf den Luxus Internet verzichten zu müssen.

 

Unser nächstes Ziel ist die Hauptstadt der Region Baja California Sur, La Paz. Hier gibt es Homedepot und mehrere große Supermärkte, ein idealer Versorgungsort. Etwas ausserhalb, in Tecolote treffen wir einige Overlander mit denen wir schon einige Zeit im Kontakt sind. So verbringen wir einen schönen Abend mit Franzi&Kai, Karin&Sam und Heinz. Am gleichen Strand stehen auch Isabella und Thomas, die wir zuletzt im Yukon getroffen haben. Die Reisewelt ist wirklich klein. Leider weht der Wind sehr stark und kühl aus Nord, sodass sich die Runde bereits am nächsten Morgen wieder auflöst. Auch wir entscheiden uns aufzubrechen und der Pazifikseite eine Chance zu geben. Einmal quer über die Halbinsel und 115 Kilometer später liegt der Ozean in Todos Santos zu unseren Füßen. Das Wasser ist noch badewarm, leider ist die Strömung sehr stark und die Wellen sehr hoch, daher muss man beim Baden ein bisschen aufpassen um nicht durchgeschleudert zu werden. Am nächsten Morgen kommt dann sogar Weihnachtsstimmung auf, wir verfolgen per Livestream das Akkordeonkonzert im bayerischen Hof und werden von unserem Freund Micha sogar als „Zuschauer aus Mexiko“ begrüßt. Da vergisst man glatt dass wir tausende Kiometer fern der Heimat sind – vielen Dank dafür lieber Micha, liebe Andrea!

Beim abendlichen Sundowner können wir Buckelwale beobachten, die nahe am Strand jagen. Was für ein Schauspiel.

Das sind sie also, unsere ersten Eindrücke aus Mexiko. Wir hoffen der kleine Einblick hat euch gefallen und wir wünschen euch auf diesem Wege frohe Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr 2023!  

9 Gedanken zu „Bienvenidos a México

  • Steffi & Bodo

    Hallo Ihr Lieben, obwohl wir über die anderen Kanäle fast täglich Euren Reiseverlauf mit größer Freude verfo!gen, ist der ausführliche Bericht hier in Eurem Block auch super spannend und man erfährt noch interressante Details. Kurz gesagt, das Lesen und virtuelle Mitreisen hat mal wieder sehr viel Spaß gemacht! Danke, dass Ihr Euch immer so viel Mühe mit Euren Berichten gebt.
    Wir wünschen Euch einen guten Rutsch ins neue Jahr! Möge es Euch weiterhin viele aufregende Reiseabenteuer und tolle Begegnungen bescheren.
    Alles Liebe Steffie & Bodo

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  • Holger Todtenhaupt

    Viele liebe Grüße von der Ostsee und einen guten Rutsch in das Jahr 2023. Vielen Dank für den schönen Bericht und die tollen Bilder aus Mexiko – Sandra & Holger

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    • MuP_509

      Hallo ihr Lieben, wir hoffen ihr hattet ein tolles Fest und rutscht gut rein ins neue Jahr. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen! Ganz herzliche Grüße von M&P

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  • Ein Frohes Fest wünschen Angela und Torsten, außerdem weiterhin so tolle Erlebnisse und genießt Mexico…

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    • MuP_509

      Ihr Zwei, vielen lieben Dank !

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  • Rieke

    Sehr schöner Bericht! Vielen Dank! Ich wünsche Euch zauberhafte Weihnachten! Liebe Grüße von Rieke

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    • MuP_509

      Liebe Rieke, viele herzliche Grüße ins Saarland und alles Gute im neuen Jahr! Vielen lieben Dank fürs Mitreisen, liebe Grüße von Michaela und Peter

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  • Ulrich Eicher

    Hallo ihr Lieben, wieder großartig!!!
    Wir wünschen ein gesegnetes Weihna
    chtsfest und guten Rutsch ins Neue Jahr!
    Never stop!
    Liebe Grüße aus Baden-Baden und gute Zeit

    Brigitte und Uli

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    • MuP_509

      Never stop following us – unsere zwei treuesten Mitreiser 😘

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