Reise zum Mittelpunkt der Erde
August – 07.09.2020
In Billings, Montana haben wir ein Date – wir treffen uns mit Ivan, einem spanischen Fotografen. Er ist mit seinem Sprinter „Nieves“ unterwegs. Verkuppelt wurden wir durch Sandie und Karsten, die beiden haben mit Ivan den Lockdown in den USA ausgesessen. Wir verstehen uns auf Anhieb super und so sind wir in der nächsten Zeit zu Dritt unterwegs.
Unser erstes gemeinsames Ziel sind die fantastischen Beartooth Mountains. Wir verbringen mehrere Tage auf herrlichen, freien Plätzen im National Forest, fahren dann über den Beartooth Pass (3.345 m) nach Wyoming und nähern uns so dem Osteingang des Yellowstone Nationalparks. Vorher unternehmen wir noch eine kleine Wanderung am Island Lake und sind zum ersten Mal so richtig „bear-aware“. Wir stolpern über einen riesigen Haufen noch stinkender Bärenkacke – der Größe nach zu urteilen Grizzly. Na wunderbar, das kann ja heiter werden…
Der Besuch des Yellowstone wird für uns etwas komplizierter, seine Dimensionen sind riesig (etwa so groß wie Korsika) und das Übernachten im Park fällt leider aus. Die Parkverwaltung hat entschieden, zur Begrenzung der Besucherzahlen nur etwa ein Drittel seiner 2000 (!) Campsites zu öffnen und diese sind natürlich bereits seit Wochen vollkommen ausgebucht. So müssen wir den Park abends immer verlassen und uns ausserhalb ein Schlafplätzchen suchen. Dies ist zwar kein Problem, wir werden immer fündig, aber es kommen dadurch eine erhebliche Anzahl zusätzlicher Kilometer und Fahrstunden zusammen. Dem Staunen selbst tut das freilich keinen Abbruch – Yellowstone ist gewaltig und sehr beeindruckend. Überall brodelt, zischt und dampft es. Der älteste Nationalpark der Welt liegt über der Magmakammer eines Supervulkans und ist berühmt für seine vulkanogene Landschaft mit Geysiren, Fumarolen, Schlammtöpfen und heißen Quellen. Neben dem sehr bekannten Old Faithful Geysir, der regelmäßig ausbricht, ist unser Highlight der Ausbruch des Crater Geysirs. Etwa zweimal täglich schießt er tausende Kubikmeter heißes Wasser etwa dreissig Meter in die Höhe. 5 Tage verbringen wir in und um den Park, doch leider haben wir mit den Wildtierbeobachtungen gar kein Glück, es ist wohl einfach zu viel los und so bleiben uns Bären, Wölfe, Elche & Co. verborgen.
Wir verlassen Yellowstone über den Südeingang und lassen uns für zwei Nächte am Grassy Lake, einem künstlich aufgestauten Wasserreservoir, nieder. Von hier aus wandern wir nochmal in den Park hinein und erfahren im nachhinein dass gerade in dieser Region die Grizzlys sehr aktiv sind. Zwei Rangerinnen klären Ivan auf, wirklich alles „Duftende“ zu verräumen, um die Bären ja nicht anzulocken. Sogar unseren Müll nehmen sie, zu unserer Sicherheit, mit. Gut, dass Michaela das nicht vor der Wanderung erfahren hat, dann wären aus den 12 Kilometern wohl eher nur 12 Meter geworden.
Bei der Einfahrt in den Grand Teton Nationalpark fühlen wir uns fast wie zu Hause. Hier schauts aus wie in den Alpen! Die Teton Bergkette erhebt sich, ganz ohne Vorgebirge, zweitausend Meter direkt aus der Ebene. Der höchste Gipfel, der Grand Teton, liegt 4.198 Meter über dem Meeresspiegel. Im angrenzenden National Forest finden wir wieder ein schönes, freies Plätzchen für unsere beiden Fahrzeuge und so richten wir uns erstmal für ein paar Tage ein und genießen das „Alpenpanorama“. Nachts gehen die Temperaturen nun bereits in die Nähe des Gefrierpunkts und unsere Heizung kommt seit langer Zeit mal wieder zum Einsatz. Kein Wunder, schließlich ist es bereits September und wir befinden uns auf 2400 Meter Höhe. Wir wandern entlang des String Lake in den Paintbrush Canyon und fahren den Scenic Drive auf der Suche nach Wildtieren ab. Doch ausser Pronghorns (einer Antilopenart, die uns schon mehrfach begegnet ist), Bisons und ein paar vorwitzigen Rehen in unserer Nachbarschaft zeigt sich wieder nichts. Den letzten Tag in unserem Camp nutzen wir noch, um die Reifen am Dicken mal wieder durchzutauschen. Seit Dezember, in den Everglades, hat der Dicke tatsächlich 15.000 Kilometer mehr auf dem Buckel.
Nach zwei Wochen des gemeinsamen Reisens trennen sich die Wege von Ivan und uns. Während es uns weiter zieht, möchte Ivan die kühleren Temperaturen noch eine Weile genießen. Da wir aber wissen, dass wir uns bald wiedersehen, fällt der Abschied nur halb so schwer. Für uns geht’s nun auf den Mond, na immerhin fast. Wir fahren zum Craters of the Moon National Monument, einem Gebiet aus großflächig erkalteten Lavaströmen und Schlackenkegeln. Unser Campground liegt direkt im Vulkanfeld, das mit dem letzten Ausbruch vor ca. 2000 Jahren entstanden ist. Die Sonnenstrahlen werden durch das schwarze Gestein zusätzlich reflektiert, so wird die Wanderung zu den Kratern eine schweißtreibende Angelegenheit. Nach zwei Tagen fliehen wir aus der Hitze und landen am Little Wood River Reservoir. Das Bureau of Reclamation unterhält am Stausee einen sehr schön angelegten, kostenlosen Campingplatz und wir ergattern das letzte Plätzchen am Sonntagnachmittag. Am nächsten Tag ist Labour Day, Feiertag in den USA und für viele Amerikaner der letzte Urlaubstag der Saison. Dementsprechend voll ist es an diesem Wochenende noch. Bereits am nächsten Tag ändert sich das tatsächlich gewaltig – ehe wir uns versehen sind wir alleine auf dem Platz. Also auch für uns höchste Zeit aufzubrechen, uns locken heiße Quellen in den Sawtooth Mountains. In der Nähe von Ketchum erreichen wir damit den nördlichsten Punkt dieser Reiseetappe bevor wir uns in den nächsten Wochen nach Süden wenden.
Liebe Michaela, lieber Peter, wir freuen uns dass es bei euch so gut weitergeht. Sehr schön. Als wir vor Jahren im Yellowstone waren ist es uns zum Glück nicht so überlaufen vorgekommen.
Wir backen ganz kleine Brötchen; wir waren zwar schon mit unserer Weißware bei unseren Kindern in Franken und Bayern, haben aber gerade unseren 1. Kurzurlaub in der Pfalz und im Saarland beendet. Corona hat uns abgehalten nach F und I zu fahren. Wir hoffen auf nächstes Jahr.
Alles Gute, Uli und Brigitte aus Baden-Baden