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never stop

Nordamerika / Mexico

Steine und kein Ende

25.09. – 21.10.2020

Bevor wir unseren schönen Platz vor den Toren des Canyonlands Nationalparks so richtig genießen können, schmeißen wir uns erstmal in unsere Arbeitskluft. Bereits seit einigen Tagen bemerken wir verdächtige Tropfen unterm Dicken, mittlerweile bildet sich auch eine kleine Pfütze. Der Geruchs- und Geschmackstest (bäääähhh) ergibt Diesel und wir können es fast nicht glauben. Diese mistige, verf…te kleine Dieselvorförderpumpe! Diejenigen unter Euch, die uns schon länger begleiten, erinnern sich vielleicht, dass sich der Konstrukteur dieses Teils bereits das ein oder andere Mal im Grab umdrehen durfte… Hatten wir in Finnland noch vermutet, dass vielleicht die Membran defekt ist, sind wir diesmal schlauer. Nichts ist kaputt, die Pumpe hat glücklicherweise wieder mal nur alle Schrauben locker. Mittlerweile haben wir bereits Routine im Aus- und Wiedereinbau, also eigentlich keine große Sache, hätte der Sandboden (oder auch der Dicke, wir wissen es nicht genau) nicht eine Dichtung und wie immer die 13ner Nuss verschluckt. Aber das gehört bei uns ja auch irgendwie dazu und ein Ersatz ist in den unendlichen Tiefen unseres Werkzeugvorrats bald gefunden.

So ist die Pumpe nach ein paar Stunden Schrauberei wieder da wo sie hingehört, fest verschraubt und wieder dicht und wir machen uns auf zur „Island in the Sky“. Insgesamt 4 Tage bleiben wir im und um den Park. Unser Highlight ist der Syncline Trail, eine 18 km Wanderung mit schöner Kletterei rund um den Upheaval Dome – ein nahezu ringförmiges Felsgebilde, in dessen Mitte man durch eine Schlucht gelangt. Wir verlassen den Park über den Shafer-Trail, der uns zunächst in furchterregenden Serpentinen auf eine niedrigere Ebene des Canyons bringt. Nach vielen felsigen Kilometern auf schlechter Piste erreichen wir den Colorado River, der maßgeblich an der Entstehung des faszinierenden Gebiets beteiligt war und ist. Arg durchgeschüttelt werden wir wieder in Moab ausgespuckt, das wir aber zügig gen Süden verlassen.

Das wird ein langer Fahrtag für uns, denn als wir wieder Asphalt unter den Rädern haben entscheiden wir noch bis zu einem anderen Teil des Canyonlands Nationalparks, dem Needles District, durchzufahren. Und es lohnt sich, finden wir doch den absoluten Traumstellplatz – mit eigener Couch aus klimatisiertem (da im Schatten liegend) Sandstein vor einem perfekt gebauten Feuerring. Wir entzünden jeden Abend ein Lagerfeuer und freunden uns mit einer kleinen Maus an, die neben uns wohnt. Eine Eidechse kommt eines Nachmittags vorbei und ist wohl genauso erschrocken wie Michaela, als sie plötzlich keinen Felsen mehr unter den Füßchen hat, sondern Mensch. Wieder bleiben wir 4 Tage und wieder unternehmen wir unter anderem eine 18 km Wanderung, diesmal zum gewaltigen Druid Arch, der sich spektakulär in einer magischen Arena erhebt. Wir sind schon so Gewohnheitstiere… Auf einer weiteren Wanderung drehen wir nach guten zwei Stunden wieder um, die Richtung in die der Weg verläuft kommt uns arg komisch vor. Und tatsächlich, und das ist uns tatsächlich noch nie passiert, hatten wir eine sehr deutlich ausgeschilderte Abzweigung, verpasst. Wir sind quasi direkt am Schild vorbeigelaufen?! Aber schön wars trotzdem!

Relativ spontan entscheiden wir nochmal zurück nach Colorado zu fahren und dem sehr bekannten Nationalpark Mesa Verde einen Besuch abzustatten. Nach eigenen Angaben die bedeutendste kulturhistorische Stätte der USA. Die präkolumbischen Anasazi haben dort vor ca. 800 Jahren sog. Cliff Dwellings, aus Stein gebaute Behausungen unter höhlenartigen Felsenüberhängen, errichtet. Auf unserer bisherigen Reise haben wir bereits in Gila und im Walnut Canyon ähnliche Relikte gesehen, dementsprechend groß ist unsere Erwartungshaltung. Die auf breiter Front leider, leider sehr enttäuscht wird. Aufgrund Corona ist eine Besichtigung der Anlagen nicht möglich und es bleibt uns nur der Blick von den Aussichtspunkten. Das Museum, das Visitor Center, alles ist geschlossen und der Park selbst macht einen eher schäbigen Eindruck. Sehr ungepflegt und von den Straßen bis zu den Picknickplätzen schlecht in Schuss. Im Gegensatz zu allen anderen Parks die wir seit unserer Rückkehr in die Staaten besucht haben gibt man sich hier überhaupt keine Mühe, trotz Corona ein adäquates Programm aufrecht zu erhalten. Geld ist wohl zudem knapp – vielleicht hätte man Mesa Verde für die Saison lieber komplett geschlossen?

Da fahren wir lieber schnell wieder zurück ins Felsenwunderland Utah und landen im Valley of the Gods. Ähnlich wie im Monument Valley, das die Navajo Indianer in diesem Jahr wegen Covid geschlossen halten, stehen im Göttertal einzelne, beachtlich große Felsen in der Gegend rum. Eine 17 Meilen dirt road führt in wildem Verlauf hindurch, viele tolle Übernachtungsplätze inklusive. Auch wir suchen uns was Schönes und bleiben schon kurz nach Mittag stehen. Michaela kuriert eine Erkältung aus und das geht mit viel Schlaf am Besten. Am nächsten Morgen geht es dann auch schon wieder viel besser und wir verlassen das Tal über die Westseite. Wir fahren einen kleinen Umweg in die trostlose Häuseransammlung Mexican Hat (benannt nach einem Felsen der aussieht wie ein Sombrero), denn hier schließt sich für uns ein Kreis. Während unserer Flitterwochen 2011 hatten wir dort eine Nacht in einem Motel und einen tollen Abend in einem Lokal namens „Swinging Steaks“ verbracht. In unserer Erinnerung hat uns dort ein Einbeiniger (oder war er Einarmig oder gar beides?) ein fantastisches Steak auf einem an Ketten hängenden, Doppelbett-großen Grillrost über einem Holzfeuer gegrillt. Daher wollten wir unbedingt nochmal dorthin. Sowohl das Motel als auch das Lokal existiert noch, leider ist aber beides geschlossen, aber der Grill ist noch da. Naja, ist ja auch 9 Jahre her… So fahren wir über den Moki Dugway über unasphaltierte Serpentinen hinauf zum Muley Point – von dort hätte man einen Wahnsinnsausblick auf das Valley of the Gods, wäre es nicht wie heute extrem diesig.

So halten wir uns nicht lange auf und fahren weiter bis kurz vor das Natural Bridges National Monument. Wir verbringen die Nacht im National Forest bevor wir am nächsten Tag eine Wanderung zu den natürlich entstandenen Felsbrücken unternehmen. Der White & Armstrong River hat sich in mühsamer Arbeit durch stetige Unterspülung an drei Stellen freie Bahn verschafft. So richtig beeindruckend erst wenn man vor bzw. unter den Brücken steht, eher schlecht zu sehen, wenn man wie viele andere nur „American Sightseeing“ von den Aussichtspunkten von ober her betreibt.

Wieder einmal nehmen wir Kurs auf den Colorado River und fahren nach dessen Überquerung entlang des White Canyon. Hier finden wir einen fantastischen Stellplatz direkt am Canyon und lernen zudem Rachel und Glenn kennen. Die beiden sind ebenfalls „fulltimetraveller“ und fahren auf der Suche nach einer neuen dauerhaften Bleibe erstmal kreuz und quer durch die USA. Die beiden betreiben eine tolle Homepage auf der wir uns ein paar Tage später verewigt sehen (Link). Wir freuen uns sehr auf ein Wiedersehen!

In Hanksville gibt es nach fast einer Woche mal wieder Internet und ein bisschen Zivilisation. Kurz danach wird es uns aber auch gleich schon wieder zu viel, wir versuchen am Wochenende einen einsamen Stellplatz im Goblin Valley zu finden. Anfängerfehler! In Utah ist aufgrund der gemäßigteren Temperaturen im Herbst die Hauptsaison und so ist gerade von Donnerstagnachmittag bis Sonntagvormittag sehr viel los. Doch nach ein bisschen Sucherei werden wir schließlich doch fündig und verbringen eine angenehm ruhige Nacht in der traumhaften Gegend.

Der Little Grand Canyon, eine vom San Rafael River geformte Schlucht, spukt uns bereits seit Monaten im Kopf herum. Da uns der Grand Canyon (zumindest der South Rim) bei unserem letzten Besuch 2011 eher nicht so begeistert hat, wollten wir dem kleinen Bruder unbedingt einen Besuch abstatten. Auf recht guten dirt roads (gefühlt fahren wir in Utah mehr Piste als Asphalt) geht es direkt an den Rim. Wir sind so begeistert, dass wir 5 Tage bleiben. Wir wandern, meistern mit unseren Klappgeschossen einen offroad-trail, kümmern uns ein bisschen um den Dicken oder gucken einfach nur dumm über den Canyonrand. Herrlich. Dann kommt aber leider wieder das Wochenende und mit ihm ein paar Camper mit den uns so verhassten Generatoren und wir ergreifen die Flucht. Wir glauben, dass die globale Erderwärmung um mindestens 0,1 Grad gesenkt werden könnte, wenn die Lärm- und Dreckschleudern gegen Solaranlagen ausgetauscht werden würden! Aber mit Solar ist man hier der absolute Exot, und dass bei dieser Anzahl an Sonnenstunden…

Wir fahren nochmal zurück ins Goblin Valley – Jodi und Andy, die wir in Echo Park kennenlernten, haben uns eine Canyonwanderung dort empfohlen. Und so erwandern und vor allem erklettern wir uns über mehrere Kilometer die Ding & Dang Slot Canyons. Über Ding geht es relativ einfach einige Höhenmeter nach oben, die wir im Dang zurück wieder nach unten müssen. An manchen Kletterstellen schießt uns das Adrenalin ganz schön ein und noch immer fragen wir uns, ob einige Mitwanderer, die wir überholt haben, wohl noch dort feststecken?

Die Entscheidung, ob wir die kürzere Strecke über dirt roads zum Capitol Reef Nationalpark nehmen, oder die asphaltierte Straße außen rum, wird uns von einer gewaltigen Steinstufe abgenommen. Manchmal ist umdrehen einfach schlauer… Und so kommen wir eben etwas später etwas außerhalb der Ortschaft Torrey auf einem gut besuchten Stellplatz auf BLM-Land an. Wir kuscheln uns, für uns sehr ungewohnt, zu den anderen Campern – doch was tut man nicht alles für einen Platz mit Internetempfang. Und den brauchen wir am nächsten Tag – schließlich ist Peters Geburtstag! Nach „Abarbeiten“ der ganzen Glückwünsche brechen wir gen Mittag auf in den Park, fahren den Scenic Drive und unternehmen eine kurze Wanderung in die Capitol Gorge. Ein standesgemäßes Geburtstagsübernachtungsplätzchen finden wir anschließend auf der Notom-Bullfrog Road. Herrlich einsam, windgeschützt und perfekt für einen Blick in die Milchstraße während des obligatorischen Lagerfeuers.

In den nächsten beiden Tagen treiben wir uns noch etwas auf dem Burrtrail, quasi hinter dem Nationalpark herum bevor wir am 22.10. zu unserem nächsten Date nach Escalante aufbrechen. Endlich gibt es ein Wiedersehen mit Sandie & Karsten und Ivan! Zusammen mit Sandies Bruder Martin und seiner Frau Saundra wollen wir das Grand Staircase Escalante Monument unsicher machen. Darauf freuen wir uns schon lange!

6 Gedanken zu „Steine und kein Ende

  • It was so delightful to meet you two, and we’re now dedicated fans of your travels. Let’s hope we can intersect again soon!

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    • MuP_509

      We hope we will meet again soon! We love your stories and we are so glad to be part of it!

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  • Clinton E Johnson

    Now you have done it… your coverage and beautiful images… remind me of my need to see Canyonland NP again. Of all the places I have been, and they are few compared to where you have been, this place, I would describe as „other-worldly“. As in, not of this world. So, nice to see you both again, if only in photos.

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    • MuP_509

      Hi Clint, you are absolutely right – Utah, and especially the Canyonlands NP is fantastic! We hope you can come back one time!

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  • Markus Baldauf

    Genau in der Gegend war ich mit meiner Ex-Frau 1997 unterwegs. Irgendwann ist man froh keine roten Steine mehr zu sehen. ? viel Spaß weiterhin. Lg Markus Baldauf

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    • MuP_509

      Hallo Markus, auch nach mehreren Wochen in Utah sind wir noch nicht „steinemüde“ 🙂 Im Urlaub 2011 ging es uns aber genauso wie Dir. Vielleicht gibt es einen Zusammenhang zwischen Reisedauer und „Steineverträglichkeit“? Viele Grüße in die Heimat von Michaela und Peter

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