Estland – von allem etwas !
19.06.2018 – 04.07.2018
Als wir unseren herrlichen Stellplatz an der Gauja in Lettland verlassen, fängt es an zu regnen … und hört einige Stunden nicht mehr auf. Der erste längere Regen für uns seit mehreren Wochen – wir gönnen der Natur die kleine Dusche von Herzen und fahren etwas weiter als gedacht nach Estland rein. Anstatt noch ein paar Blicke auf die Küste zu werfen bleiben wir erst im Soomaa-Nationalpark wieder stehen. Hier kommen wir das erste Mal in den Genuss der campsites des estnischen Forstverbandes RMK. Da wir uns eigentlich gar nicht vorstellen können, dass auch wir mit unserem Dicken die superschön gelegenen, liebevoll eingerichteten Übernachtungsplätze nutzen dürfen, fragen wir sicherheitshalber im Besucherzentrum nach. Und da sind wir ganz schön baff – man darf mit einem Wohnmobil die Plätze im ganzen Land nutzen – solange man hinkommt (nicht alle, aber sehr viele sind mit Fahrzeugen zu erreichen) und diese nicht bereits belegt sind (was bei uns nie der Fall war). Die allermeisten Plätze sind kostenlos, mit Grill- und Feuerplätzen, dem nötigen Brennholz, teilweise überdachten Picknicktischen und Trockentoiletten ausgestattet und oft in Bestlage direkt am Meer eingerichtet. Ein super Service ist hier die Homepage des RMK auf der man alle nötigen Infos zu Stellplätzen und Wanderrouten findet: http://loodusegakoos.ee/en Direkt beim Besucherzentrum in Soomaa gibts sogar Wasser, Strom und WLAN – ebenfalls alles kostenlos!
Der Soomaa Nationalpark ist ein in großen Teilen unberührtes Moorgebiet, das in der sog. fünften Jahreszeit (nach der Schneeschmelze) fast vollständig überschwemmt wird. In dieser Zeit eignet sich als Verkehrsmittel nur ein Boot. Im Juni, als wir dort unterwegs sind, ist das Wasser bereits wieder abgezogen und so können wir trockenen Fußes die toll eingerichteten Wanderwege erobern. Stehen bleiben ist aber nicht drin, ausser man will von den Mücken aufgefressen werden. Ausser Mücken und einem Eichhörnchen haben wir leider – oder glücklicherweise – keine anderen Tiere gesehen. Hier leben neben Bibern und zahlreichen Vögeln auch Elche, Luchse, Wölfe und Bären.
Nachdem wir bereits einige schöne Tage mit Annika und Bene und ihren Kids verbracht haben, treffen wir uns erneut um zusammen die beiden großen Inseln vor der Küste unsicher zu machen und um zusammen Mittsommar, standesgemäß mit einem großen Feuer, zu feiern. Nach einer kurzen Fährfahrt kommen wir auf Saarema an und fahren direkt zum Meteoritenkrater Kaali. Vor ca. 7600 Jahren zerschellte ein Meteorit und regnete in zahlreichen Stücken auf die Erde. Das größte Stück verursachte dabei einen Krater von 110 m Durchmesser und 22 m Tiefe sowie 8 weitere, kleinere Krater. Es ist der weltweit achtgrößte Krater, um dessen Rand wir laufen. In Kurressare werfen wir noch einen kurzen, wolkenverhangenen Blick auf die etwas klotzige Bischofsburg bevor wir uns am Stellplatz in muhu talu für die nächsten Tage häuslich einrichten. Der nette Besitzer des Platzes verschiebt sein Feuer wegen Regens kurzerhand auf den Samstag (die Esten sind da aufgrund des meist schlechten Wetters an Mittsommar flexibel) und so kommen auch wir tatsächlich in den Genuss einer schöner Feier im Kreise der Familie und unseren Mitcampern – allesamt im übrigen Reisende und nicht Stehende!
Am nächsten Tag versuchen wir uns an einer Wanderung im Vilsandi Nationalpark. Das Vogelschutzgebiet besteht aus vielen kleinen Inselchen, die man, Niedrigwasser vorausgesetzt, zu Fuß durchs Meer erreichen kann. Beim Wasserstand von 120 cm in einer Fahrrinne geben wir allerdings auf und treten den Rückweg an. In der Nähe von Leisi finden wir wieder einen tollen RMK-Platz für die Nacht bevor wir die nächste Fähre auf die Insel Hiiumaa nehmen.
Hiiumaa gefällt uns sehr, sehr gut – die Insel ist kaum besiedelt und es lassen sich auch nicht viele andere Touris blicken sodass wir bei einer Wanderung am Roten Bach, am Leuchtturm und am RMK-Platz in Magipä alleine sind. Dieser Platz ist unser absolutes Highlight in Estland und wir danken an dieser Stelle ganz herzlich dem RMK für diesen und alle anderen Plätze!!! Bevor wir unseren Inselausflug abschließen besuchen wir noch den Wald der Kreuze und die ewiglange Landzunge Sääre tirp.
Haapsalu haben wir uns eigentlich nur als Übernachtungsspot ausgesucht, sind dann aber umso mehr begeistert von dem schönen Städtchen. Zum Abschluss unseres Spaziergangs drehen wir uns dann noch eine fett mit Käse belegte Pizza rein, bevor wir alle 6 auf dem kostenlosen Stellplatz an der Küste vollgefressen in die Betten fallen 🙂
Im Laheema Nationalpark an der Nordküste erkunden wir in den nächsten Tagen die weit ins Meer ragenden Halbinseln, genießen wiederum die schönen RMK-Plätze, organisieren ein public viewing zum dritten Vorrundenspiel der deutschen Mannschaft und lassen uns von Bene kulinarisch verwöhnen. Wir unternehmen mehrere Wanderungen wobei uns die Runde um Käsmu am Besten gefällt. Hier haben sich die mit der letzten Eiszeit aus Finnland importierten Findlinge aber auch besonders schön ins Wasser vor der Küste gelegt. Bevor wir dann nach Tallinn aufbrechen heißt es nach über zwei Wochen gemeinsamer Tour Abschiednehmen von unseren sehr lieb gewonnenen Sandmännern – ihre Reise geht weiter nach Schweden, für uns heißt es in ein paar Tagen „this is finnish, but not the end“ 🙂
Doch ehe wir die Fähre nach Finnland nehmen picken wir in Tallinn Besuch aus der Heimat auf. Unser Freund Dieter wird uns in den nächsten Tagen begleiten und so stromern wir zu Dritt durch die schöne Stadt. Moderne Städtebauarchitektur schließt sich hier besonders schön an das traditionelle, hanseatische Stadtbild an. Zudem lässt uns Tallinn wieder staunen – nagelneue Züge im öffentlichen Nahverkehr mit sehr günstigen Ticketpreisen, flächendeckendes und kostenloses WLAN (Estland hat ein gesetzlich verankertes Recht auf freien Internetzugang), und perfekt englisch sprechende Einwohner. Wie auch bereits in den anderen Ländern des Baltikums sind uns die stolzen Europäer in diesen Punkten weit voraus…
Länger haben wir am Titel für diesen Beitrag gegrübelt und wurden schließlich bei planet-wissen.de fündig: „Die zweite Zeile der estnischen Nationalhymne lautet: „Wie schön bist du…“. Estland ist kein Land der Superlative: Finnland hat mehr Seen, Schweden mehr Inseln, Russland mehr Bären. Aber Estland hat von allem etwas.“
Nett war’s….?
Nochmaaaaal…. (Tessas Worte)
Aber das würde die gemeinsame Zeit nicht ausreichend würdigen. Es war eine geniale Zeit mit euch. Wir erinnern uns immer wieder gerne daran und würden uns freuen euch nochmal wieder zu treffen. In Osnabrück seid ihr immer willkommen. Alles Gute weiterhin
Tessa kann jetzt übrigens eindeutig der Dicke sagen ?
Wir freuen uns auf eure nächsten Beiträge
Saustark, wie immer. Der Bericht moane. Weiter oiss guade, vui Spass und nette Leid