exploring509

never stop

Nordamerika / Mexico

Finale

11.10. – 06.11.2022

Wir verlassen Oregon und überqueren die Staatsgrenze nach Kalifornien. Das Lavabeds Nationalmonument ist das nächste Ziel auf unserer Fahrt gen Süden. Auf dem Campground sind nur eine Handvoll Sites belegt, es ist wieder herrlich ruhig. Die Lavabeds wurden geprägt durch wiederholte Ausbrüche des Medicine Lake Vulkans in den letzten 500.000 Jahren. Wir sind hier wegen der besonders großen Dichte an Lavatubes, langgestreckte Höhlen, die sich als unterirdische Hohlräume durch die Landschaft ziehen. Sie entstanden im Inneren von Lavaströmen, die von außen abkühlten und erhärteten. Im Kern floss die glühende Lava weiter und wenn ihr Zufluss durch Umlagerungen oberhalb endete, konnte die flüssige Lava abfließen und einen röhrenförmigen Hohlraum hinterlassen. Die größeren Röhren haben einen Durchmesser von mehreren Metern und sind zum Teil über mehrere hundert Meter begehbar – und sie sind vor allem eins: stockdunkel! Wir starten zum Aufwärmen mit einer Röhre nahe des Visitorcenters, sie ist für die Schisser unter uns beleuchtet und damit nicht ganz so gruselig. Direkt vom Campground aus können wir am nächsten Tag durch die Wüstenlandschaft zur Skull Cave wandern. Diese erstreckt sich über drei Ebenen und ist mit Leitern zugänglich gemacht. Nach mehreren hundert Metern erreicht man eine Eisfläche auf der untersten Ebene, hier konnte man früher wohl sogar mal Schlittschuhlaufen. Mittlerweile ist das Betreten allerdings verboten. Peter nimmt sich nachmittags das Labyrinth vor, der Name ist Programm – er schafft es ganz durch, sein Herzschlag hat sich allerdings bei einer besonders engen Passage (hier muss man auf allen Vieren durchkriechen) auch etwas beschleunigt. Auch am nächsten Tag wagen wir uns nochmal hinein in die Geisterbahn. In einigen Tubes wird vor der Möglichkeit des Verirrens gewarnt, und ja, das geht sogar schneller als gedacht. Echt spooky!! In den drei Tagen waren außer uns keine anderen Besucher in den Tubes unterwegs, wir wundern uns sehr, dass dieses großartige Gebiet nicht mehr frequentiert wird. Aber wir wollen uns mal nicht über wenige Besucher beschweren!

Wir sehen auf der Karte mal wieder eine gestrichelte Straße, die zudem kürzer ist als die Verbindung die das Navi uns vorschlägt. Und wir landen damit einen Volltreffer – die Straße entpuppt sich als Modoc Volcanic Scenic Byway – anfangs eine sehr raue, schmale Piste, nach etwa 15 Kilometer aber plötzlich geteert. Wir machen Mittag am Medicine Lake, eine voll erschlossene, aber sehr schöne Recreation Area mit Campgrounds, Picnic Area und Badestrand. Im weiteren Verlauf des Byways wird es immer besser, es gibt ein weitläufiges Netz von Forstraßen, jede lädt zum Abbiegen ein. Es muss hier Fantastilliarden von Möglichkeiten geben, frei zu stehen und das in vulkanischer Landschaft mit zauberhaftem Pinienwald. Ohmann, die Argumente für noch einen Sommer in den USA mehren sich! Auf jeden Fall markieren wir uns das Gebiet dick im Atlas – allerdings vergessen wir vor lauter Begeisterung Fotos zu machen.

Nachdem wir den Highway erreichen fahren wir im weiteren Verlauf unserer heutigen Etappe durch eine Gegend in der das Dixie-Feuer 2021 gewütet hat. Riesige Flächen sind verbrannt, ein furchtbarer Anblick. Man kann erahnen, wo die Feuerwehr das Feuer stoppen konnte und wo man es wohl einfach laufen lassen musste. Eines der größten Feuer der US-Geschichte ist wohl durch einen Kurzschluß in einer Überlandverbindung entstanden, mehrere Ortschaften wurden komplett zerstört. Auch der Lassen Volcanic Nationalpark ist betroffen, auf dem Campground auf der Ostseite sieht man allerdings nur wenige angekokelte Stämme. Wir suchen uns einen schönen Platz und marschieren los zum Cinder Cone, ein 300 Meter hoher Aschekegel. Die Rampe die auf den Kraterrand führt ist sakrig steil, auf dem losen Geröll geht es zwei Schritte vor und einen zurück. Die Ebenmäßigkeit des Kegels ist faszinierend, fast wie mit der Schablone gezeichnet. Auch hier sind wir alleine und haben den tollen Blick in die Ferne für uns. Als wir auf unsere Site zurückkommen werden wir von zwei schwerbewaffneten Rangern gestellt. Wir stehen wohl auf einem Platz auf dem nur Zelte stehen dürfen. Irgendjemand vor uns hat wohl die Absperrungen entfernt, daher war das für uns nicht erkennbar meinen die Ranger. Umparken müssen wir trotzdem, obwohl der Campground morgen schließt und obwohl wir doch nun schonmal hier stehen. Aber so ist die Vorschrift, da können die Beiden auch nichts machen… Naja, dann parken wir halt um und stellen uns auf eine der anderen fünfzig freien Plätze.

Die Fahrt am nächsten Tag quer durch den Lassen Nationalpark hat sich für uns nicht gelohnt. Viel Wald ist abgebrannt, der Campground in der Mitte des Parks bereits seit drei Wochen geschlossen. Das macht es schwierig eine längere Wanderung zu unternehmen, denn die Plätze im Nationalforest außerhalb des Parks sind viele Kurven und viele Höhenmeter entfernt. So bleibt es halt mal bei amerikanischem Sightseeing und am Nachmittag suchen wir uns einen schönen Übernachtungsplatz hinter der Parkgrenze.

Weiter geht’s auf bekanntem Terrain, wir nehmen wieder die Traumstraße #395 die uns in den herrlichen Pinienwald bei den Buckeye Hotsprings bringt. Hier waren wir bereits im Frühjahr und wir quartieren uns wieder für zwei Tage ein. Wir gehen wandern, erledigen viel Büroarbeit und treten weitere Bestellungen bei Amazon los. Glücklicherweise dürfen wir all unsere Pakete zu Tanja und Thomas ins Yucca Valley schicken, die beiden nehmen nicht nur unser Zeug, sondern in ein paar Tagen auch uns und den Dicken bei sich auf. Und dann wird auch noch gebacken – Geburtstagskuchen, denn morgen ist Prinzentag!

Nachdem Peter alle Geburtstagswünsche und -telefonate empfangen hat, machen wir uns auf zum Tioga Paß, der uns in den Yosemite Nationalpark bringt. Nach zwei vergeblichen Versuchen in den vergangenen Jahren (entweder war der Pass schon zu oder noch nicht auf) klappt es diesmal. Die Ausblicke, gerade auf den ersten 50 Kilometern der Fahrt, sind spektakulär. Dann zieht es sich etwas und die Fahrt wird mühsam. Die Straße ist recht schmal, sehr kurvig und ziemlich steil. Nach 180 Kilometern an diesem Tag erreichen wir den Upper Pines Campground, wir haben Sites für die nächsten beiden Tage reserviert. Wie erwartet, ist das einer der schlechtesten Plätze die wir je hatten. Alt, eng, dunkel, mit 36 Dollar für dry camping unverschämt teuer und zudem brummen Generatoren um uns herum munter. Hilft aber nichts, denn für die Nächte aus dem Park zu fahren ist viel zu weit. Daher fügen wir uns in unser Schicksal, drehen die Musik lauter und feiern Geburtstag mit einem sehr leckeren Raclette.

Fast 40 Minuten warten wir am Morgen vergeblich auf den Shuttlebus, der uns zum Trailhead unserer Wanderung bringen soll. Wie ärgerlich, so müssen wir den Dicken auf die Ringstraße bemühen und bekommen so spät natürlich keinen Parkplatz mehr. So kommen hin und zurück je 1,5 Mehrkilometer auf unsere Wanderuhr. Nach 9 Kilometern und 1000 Höhenmetern stehen wir mittags oben am Glacier Point und genießen die Wahnsinnsaussichten auf den El Capitan und den Halfdome. Wirklich großartig und einzigartig! Was für eine tolle Wanderung! Besonders der El Capitan, eine 1000 Meter hohe Steilwand, hat es uns angetan. Bewaffnet mit unserem Fernglas bestaunen wir am nächsten Morgen vom Capitan Meadows die Kletterer in der Big Wall. Unglaublich was die Jungs und Mädels da leisten. Je nach Route sind sie 2-4 Tage (und Nächte) in der Wand. Gerne wären wir noch länger im Park geblieben, aber mangels guter Übernachtungsmöglichkeit fahren wir über den Paß wieder zurück auf die Westseite der Sierra Nevada und legen eine fast schon obligatorische Übernachtung in den Alabama Hills ein. Mittlerweile wurde das Campen dort sehr reguliert, es ist Wochenende, daher ist es sehr voll und wir finden nur einen halblegalen Platz. Morgens werden wir zudem von einem eiskalten Wind geweckt, der Bleibereflex versagt diesmal und so setzen wir an zu einem großen Sprung. Wir fahren gut 250 Kilometer durch Kaliforniens Ödnis, anders kann man die Gegend leider nicht beschreiben. Die Nacht verbringen wir im Sawtooth Canyon und entzünden nochmal ein schönes, und vor allem wärmendes Lagerfeuer, es ist kühl.

Und dann fahren wir bei Tanja und Thomas auf den Hof – wir sind gekommen, um erstmal zu bleiben. Wir genießen den Privatstellplatz im Backyard mit Fullservice, Overlanders Traum! Nach einer Woche Packerl auspacken, basteln, ganz viel quatschen, lecker Essen machen wir eine Pause und gehen wandern im Moronga Valley. Die Landschaft sieht aus wie im Joshua Tree Nationalpark und dachten wir immer die Geschichte von Bären in der Wüste sei ein Märchen: noch nie haben wir soviele frische Bärenspuren gesehen wie auf dieser Tour. Ausgehen fällt aufgrund typisch amerikanischer Flairlosigkeit mal wieder aus und so grillen wir unsere Burger einfach selbst. In dieser ersten Woche bei den Beiden haben wir es geschafft, den neuen Kühlschrank einzubauen, ausgiebig zu testen und danach gleich wieder auszubauen. Das Gerät hat wohl leider eine Macke und kühlt nicht richtig. Also bauen wir alles wieder zurück damit unser alter Kühli wieder montiert werden kann und hoffen, dass er weiter durchhält. Er ist wahrscheinlich mindestens 15 Jahre alt und so dachten wir es wäre eine gute Idee ihn gegen ein neueres Modell zu ersetzen – tja, falsch gedacht. So ein Mist. Aber die neue Dachluke ist ein guter Griff, der Einbau ist zwar sehr mühsam, müssen wir doch das Gemisch aus alter Farbe, Kleber und Dachdichtmittel rückstandslos beseitigen bevor die Neue eingeklebt werden kann. Aber sie läuft einwandfrei, macht einen wertigen Eindruck und hat sogar eine Fernbedienung 😉 Das Neueindichten eines unserer Schlafzimmerfenster ist ähnlich nervtötend. Die anscheinend minderwertige Dichtmasse die wir beim letzten Mal verwendet haben, lässt sich quasi nicht mehr entfernen. Auch hier kratzen, schrubben und acetonieren wir mehrere Stunden. Zu allem Überfluss wird Michaela von einer Ameise (vermutlich einer Feuerameise) in den Zeh gestochen. Das Vieh hat sich richtig verbissen und die Schmerzen beschäftigen sie einige Stunden. Wohl eine allergische Reaktion auf das Gift. Es läuft… Dafür gibt es in den folgenden Tagen mehr Erfolgserlebnisse. Peter baut endlich den Separfilter ein, den wir schon seit 3 Jahren mit uns spazierenfahren, setzt die hintere Stoßstange höher, damit wir noch mehr Bodenfreiheit haben. Der Dicke bekommt zum Schluss auch nochmal etwas Pflege in Form von neuem Fett und ein dickes Bussi dafür, dass er das dilettantische Entlüften der Dieselleitung verzeiht und dann doch noch anspringt!

Pünktlich zum Wochenende sind wir mit all unseren Arbeiten fertig und zusammen mit Tanja und Thomas machen wir uns auf in den Joshua Tree Nationalpark. Nachdem wir unsere schöne Site auf dem Jumbo Rocks CG bezogen haben, wandern wir los zum Eagle Cliff Boulder House. Hier waren wir bereits im März diesen Jahres, diesmal nähern wir uns aber von der anderen Seite. Der Trail ist großartig und sehr abwechslungsreich, sogar mit ein bisschen Kletterei. Nach gut 13 Kilometern sind wir zurück am Platz und genießen selbstgebackenen Kuchen, grillen Burger und lassen den herrlichen Tag am Lagerfeuer ausklingen. Schön wieder unterwegs zu sein! Die Zeitumstellung heute Nacht bringt uns etwas aus dem Konzept, wir haben auf dem CG keinen Empfang und wir sind unsicher ob die Handys sich trotzdem umstellen. Hat denn niemand mehr eine manuelle Uhr? Doch, der Dicke – so stellen wir seine Uhr auf Winterzeit, so können wir sicher sein, morgen nicht zu spät zu kommen. Tanja war so lieb und hat für uns 4 eine Rangertour auf der Key Ranch gebucht. Eine Familie hat dort 60 Jahre gelebt und es gibt allerhand aus vorvergangener Zeit zu bestaunen. Besonders das Wohngebäude hat es uns angetan, so könnten wir uns das Haus unserer Zukunft auch vorstellen. Klein, ein bisschen verschachtelt, mit jeder Menge Charme. Am Nachmittag laufen wir noch den Trail nach Pine City, eine sehr grüne Oase mitten in der Wüste. Überhaupt sieht es hier an jeder Ecke total anders aus, wir müssen sagen der Joshua Tree NP gefällt uns außerordentlich gut!

Und dann heißt es leider Abschied nehmen. Nach zwei sehr schönen Wochen drücken wir Tanja und Thomas nochmal ganz fest, freuen uns auf ein Wiedersehen, wo immer das auch sein wird.

Und dann gibt es noch einen Abschied für uns – wir sagen Tschüß zu den USA und machen uns auf nach Mexiko!

 PS. Der Verkäufer des neuen Kühlschranks wollte die Rücksendung für das defekte Ding nicht bezahlen und hat uns das Geld so zurückerstattet. Nun sind wir stolze Besitzer von zwei Kühlschränken und schleppen den Neuen mal mit nach Mexiko – vielleicht finden wir ja jemanden der ihn reparieren kann?!

6 Gedanken zu „Finale

  • Holger

    Danke für den spannenden Bericht – ich war quasi wieder mit Euch unterwegs 😉 und noch nachträglich alles Gute zum Geburtstag …

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    • MuP_509

      Hallo Holger, vielen lieben Dank für die Glückwünsche, ich freu mich sehr darüber! Viele Grüße aus San Felipe

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  • Dr. Ulrich und Brigitte Eicher

    Wieder großartig!!!!
    Weiterhin alles Gute. Bleibt gesund und guter Dinge.

    Liebe Grüße aus Baden-Baden
    Brigitte und Uli

    Antwort
    • MuP_509

      Ihr Lieben, wie immer vielen Dank fürs Mitreisen, herzliche Grüße aus San Felipe

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  • Steffi

    Tolle Fotos und wieder spanned zu lesen! Viel Spaß weiterhin, jetzt in Mexiko 🤗 dicke Umarmung aus der Heimat vom Schwesterlein mit Schwogerl und Nichtal 😘

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    • MuP_509

      Hey ihr 3 Süßen, vielen lieben Dank und dickes Bussi zurück! 💋

      Antwort

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